Diesmal fuhr ich gegen Mittag los, um mit dem Zug via Chemnitz nach Frankfurt zu gelangen. Der Flieger ging erst am anderen Morgen und so nahm ich die Gelegenheit war, um Sandra und Lars einen Besuch abzustatten und gleich bei ihnen in Frankfurt zu übernachten. Lars fuhr mich dann auch Samstag (2.9.) in aller Frühe zum Flughafen (nochmals Danke!).

Der Flug via Madrid nach Marrakesch verlief ohne Überraschungen. Da ich am Gang saß, konnte ich auch nicht viel von Spanien und dem Mittelmeer sehen. Bei der Ankunft erwartete uns neben unserem marokkanischen Reiseführer Brahim auch eine echt afrikanische Hitze von über vierzig Grad im Schatten. Den Nachmittag verbrachten wir dementsprechend am Hotelpool. Abends begaben wir uns in die Medina (Altstadt) zum Abendessen.

Marrakesch Abends, Koutoubia

Nachdem wir gerade noch rechtzeitig zum Treffpunkt auf dem Hauptmarkt Jemaa el-Fna gekommen waren, führte uns Brahim in eine enge Gasse eines alten Viertels in ein schönes Restaurant, wo wir landestypische Gerichte versuchten (viel zu viel).

Marrakesch, im Restaurant

Anschließend schlenderten wir noch über den nächtlichen Markt, wo jede Menge Einheimische waren, die an verschiedenen Imbissständen aßen, Musikern und Geschichtenerzählern zuhörten und, wie wir, die Atmosphäre genossen.

Marrakesch, Jemaa el-Fna

Am nächsten Vormittag besichtigten wir "offiziell" die Altstadt. Wir stiegen an der Koutoubia-Moschee aus dem Bus und begannen dort unsere Runde.

Marrakesch, Koutoubia

Nach der Moschee und Überresten anderer Bauwerke gingen wir durch Tore und Gassen der Altstadt zu den Saadier-Gräbern. Diese prachtvollen Grabmale von Nachkommen des Propheten und hohen Beamten und Würdenträgern waren Jahrhunderte zugemauert und wurden erst durch Luftaufnahmen wiederentdeckt. Sie sind ein schönes Beispiel spät-andalusischer Architektur.

Saadier-Gräber, kunstvolle Ornamente

Saadier-Gräber, Mosaiken und Gräber

Von dort liefen wir durch enge Gassen und Märkte zum Palast El-Bahia.

Marrakesch, kleiner Markt

In den kühlen Hallen, Innenhöfen und schattigen Gärten ließ es sich bei der Hitze aushalten.

El-Bahia-Palast, Innenhof

El-Bahia-Palast, verzierte Wände und Decken

Danach schlenderten wir durch die Souks zum Geschäft eines "Kräuterdoktors".

Marrakesch, Souk

Der stellt (industriell) Medizin und Kosmetik-Produkte auf pflanzlicher Basis her. Er hielt uns einen längeren Vortrag - in bestem Deutsch - über die Vorzüge seiner Produkte gegenüber der chemischen Konkurrenz. Anschließend durften wir natürlich so viel davon kaufen, wie wir wollten. Danach setzten wir uns in ein Restaurant gegenüber der Koutoubia-Moschee zu einem längeren Mittagessen. Etwas anderes konnte man am frühen Nachmittag bei mehr als vierzig Grad im Schatten auch nicht anfangen.

Marrakesch, Blick von Dachterasse

Ein Bummel über den Hauptmarkt Jemaa el-Fna rundete den Nachmittag ab. Um diese Tageszeit sind u.a. Schlangenbeschwörer anwesend.

Jemaa el-Fna, Schlangenbeschwörer

Einer stellte mich dann seinen Tieren näher vor.

Marrakesch, ich mit Schlange

Ein Foto von und mit einem der extrem auffällig angezogenen Wasserverkäufer durfte auch nicht fehlen.

Jemaa el-Fna, Wasserverkäufer

Am nächsten Tag ging es dann Richtung Berge nach Imlil. Der Ort ist Ausgangspunkt für Touren zum Jebel Toubkal, dem höchsten Berg im Atlasgebirge mit 4167 Metern. Wir verbrachten den Rest des Tages mit einer kleinen "Probewanderung", auf der sich unser Führer Brahim anschaute, wie gut wir zu Fuß sind.

Imlil, Wanderung

Auf dem Foto sieht man, was wir zu Mittag hatten:

Imlil, Ziegenköpfe

Am nächsten Tag ging es dann richtig los. Wir wanderten von Imlil aus Richtung Westen vorbei an Wacholderbäumen über karge Hänge.

Tourist vor Wacholder

Unsere Tour beschrieb insgesamt einen großen Bogen gegen den Uhrzeigersinn zu zwei Dritteln um den Berg Toubkal herum, Ziel und Höhepunkt der Wanderung. Zum Einlaufen überquerten wir den Pass Mzzik.

Tizi Mzzik

Ziel des Tages war das Dorf Tizi Oussem, wo wir unser Lager am Fluss unter Walnussbäumen aufschlugen.

Lager in Tizi Oussem

Dort verbrachten wir den Nachmittag in den Zelten oder am Fluss. Am nächsten Morgen brachen wir auf zur nächsten Etappe, die uns über den Pass Tizi-N-Tikat führte.

Aufstieg zum Tizi-N-Tikat

Kurz vor dem Pass hatte unsere Mannschaft das Küchenzelt für eine ausgiebige Mittagspause aufgeschlagen. Nachdem wir den Pass überquert hatten, führte uns der Abstieg in Richtung Tissghar über Wiesen, auf denen auch ein paar Krokusse blühten.

Krokus

Unsere Lager befand sich diesmal auf einer offenen Hochfläche oberhalb der Terrassenfelder des Dorfes.

oberhalb Tissghar

Der Wind rüttelte hier ganz schön an den Zelten. Tags darauf ging es Richtung Süden durch die trockensten Gebiete auf unserer Wanderung.

trockene Gegend

Abwechslung bot hier hauptsächlich der verschieden eingefärbte Fels und Boden. Bei einer Pause in einem Walnusshain überholte uns unserer Mannschaft mit den Maultieren, die unser Gepäck, die Zelte und die ganze sonstige Ausrüstung trugen.

Maultiere

Unser Camp lag diesmal in einem tiefen Taleinschnitt auf abgeernteten Terrassenfeldern.

Camp im Tal

An dem kleinen Teich rechts unterhalb wuschen wir uns, so gut es ging. Abends kam dann zur Abwechslung ein Schakal vorbei.

Schakal

Am nächsten Tag stiegen wir in ein großes Tal ab und näherten uns wieder der Zivilisation. Hier konnte man die typischen Häuser Berber aus Stampflehm oder Stein gut besichtigen.

Lehmhäuser

Unser Führer Brahim erklärte uns ein paar Dinge über die berberische Architektur, Sprache, Schrift und Gesellschaftsstruktur. In einem der Häuser tranken wir den unvermeidlichen Pfefferminztee.

Teezeremonie

Den gab es in jedem Camp und nach jeder Mahlzeit; abgesehen vom Frühstück. Nachdem wir das Dorf hinter uns gelassen hatten, wurde es ein wenig abenteuerlicher. Wir wanderten ein paar Kilometer an und hauptsächlich in einem kleinen Fluss. Die Trekkingsandalen leisteten hier gute Dienste und die Hose wollte ich doch sowieso waschen...

Canyon

Später liefen wir dann wieder in normalen Wanderschuhen den Canyon weiter hoch, in dem wir auch unser Nachtlager aufschlugen. Gegen Abend konnten wir noch eine Herde Ziegen und Schafe beobachten, die steile Hänge herab und hinauf zum Nachtlager ihres Hirten zog. Tags darauf marschierten wir ein Stück weiter den Canyon hoch, bevor wir auf den nächsten Bergrücken stiegen.

Canyon von oben

Vom Pass Zaout hätte man theoretisch einen spektakulären Blick auf den Antiatlas, aber die trübe dunstige Luft lies keine Fernsicht zu. Also stiegen wir ab ins Tal bis zum nächsten Dorf.

Dorf

Da wir nun auf der Südseite des Atlas waren und immer tiefer runter kamen, wurde es entsprechend heiß. So legten wir nahe des Dorfes eine ausgiebige Mittagspause bis zum frühen Nachmittag ein. Wir waren dort allerdings DIE Attraktion für die einheimischen Kinder.

Dorfkinder

Die versammelten sich neben einigen alten Männern schnell in Gruppen und beobachteten jede unserer Bewegungen. Unser Führer teilte dann noch Fotos aus, die andere Reisegruppen vor uns von den Kindern gemacht hatten. Das ist hier offenbar noch etwas Besonderes. Nachdem die größte Hitze nachgelassen hatte, liefen wir weiter vorbei an Kakteen mit überreifen Früchten.

Kaktusfeigen

Diese Kaktusfeigen kann man gut essen, wenn man erst mal die Stacheln abgemacht hat. Den Rest des Nachmittags marschierten wir in sengender Sonne ins Tal hinunter bis in ein großes trockenes Flussbett.

trockenes Flussbett

Dort übernachteten wir auch. Am Randes des Flussbetts fanden sich noch kleine Rinnsale, die man zum Waschen nutzen konnte, wenn nicht gerade einheimische Frauen genau hier Feldarbeiten verrichteten. Am nächsten Morgen wanderten wir ein kleines Stück ins nächste Dorf, wo wir einen sogenannten Agadir besichtigten.

Agadir von innen

Das ist ein Speicher eines ganzen Clans. Dort hatte früher jede Familie ihr Hab und Gut verstaut, von Getreide bis Gold. Zum Teil werden die kleinen Speicherkammern immer noch genutzt, obwohl heute die meisten Leute ihre Habseligkeiten in ihrem eigenen Haus aufbewahren.

Diese Speichertürme waren auch in Kriegszeiten Zufluchtsort für die Dorfbewohner.

Agadir von außen

Weiter ging es immer das Tal entlang. Bis zum Mittag erreichten wir unser Tagesziel, ein Camp in einem Wäldchen am Fluss. Den Rest des heißen Nachmittags verbrachten wir am Fluss im Wasser oder irgendwo im Schatten. Abends machte dann unsere Crew wieder Musik auf allem, was sich zum Trommeln benutzen lässt. Dazu fanden sich natürlich die Kinder aus der Umgebung ein.

Kinder

Am nächsten Morgen brachen wir früh auf, um die Kühle und den Schatten zu nutzen, bevor es wieder heiß wurde. Am nächsten Dorf wurden wir von einem "Wächter" scharf beobachtet.

Wach-Schaf

Unterwegs begegneten wir auf einer Straße unterschiedlichsten Transportmitteln.

auf dem Maultier zur Schule

Im letzten größeren Ort nahmen wir dann Abschied von den heißen Tälern auf der Südseite des Atlas.

Assarag

Wir liefen jetzt nach Norden in Richtung Ifni. Wir stiegen dabei bis auf 2290 m in die Berge auf, wo es deutlich kühler und angenehmer war. Nachmittags erreichten wir den Ifni-See.

Ifni-See

Der See hat keinen Abfluss. Das Wasser versickert irgendwie im Geröll des Untergrundes. Unsere Mannschaft hatte es inzwischen geschafft, die Zelte auf kleinen von großen Steinen freigeräumten Plätzen am Seeufer aufzustellen.

Zelte am Seeufer

Um 4:30 Uhr hieß es am nächsten Morgen Wecken. Um 5:30 Uhr war noch im Finstern Abmarsch zum Pass Tizi Ouanoums. Wir marschierten dabei das Tal hoch in Richtung Norden.

Rückblick ins Tal

Dann stiegen wir bis zum Pass auf 3660 m Höhe auf. Nach einer kurzen Rast stiegen wir dann auf der anderen Seite ins Tal ab, in dem das "Basislager" für den Toubkal liegt.

Abstieg

Das Camp Neltner war deutlich größer und mit viel mehr Menschen bevölkert, als wir in den letzten Tagen gesehen hatten. Dort gab es auch massive Berghütten des französischen Alpenvereins Casanblanca.

Neltner

Unsere Zelte bauten wir auf einem Geröllhang am Fuße des Toubkal-Massivs auf.

Zelte in Neltner

Dort aßen wir zu Mittag und nutzten den Rest des Tages zum Ausruhen und zur Akklimatisierung für den Aufstieg am nächsten Tag. Der begann wieder sehr früh, da wir noch am frühen Vormittag bei gutem Wetter und Sicht oben sein wollten. Es blies ein starker Wind, der die gefühlte Temperatur in den Frostbereich drückte. Aber dafür hatten wir ja die warmen Sachen mitgenommen.

auf 4000m

Naturgemäß waren sehr viele Bergfreunde aus verschiedenen Ländern hier oben unterwegs. Der Aufstieg selbst war nicht besonders schwierig. Und so erreichten wir gegen 8:30 Uhr den Gipfel auf 4167 m Höhe.

Gipfelfoto

Nachdem alle Gipfelfotos geschossen worden waren, blieben wir noch eine Weile in der Sonne sitzen und genossen die Aussicht. Die anfangs noch starke Bewölkung in den Bergen unter uns lichtete sich und gab spektakuläre Aussichten frei.

Aussicht vom Gipfel

Danach begaben wir uns auf den Abstieg, der deutlich schwieriger war, als der Aufstieg, da man auf dem losen Geröll sehr leicht ins Rutschen kam. Zu Mittag waren wir dann wieder unten und konnten u.a. den fehlenden Nachtschlaf nachholen. Am nächsten Tag standen wir wieder zu einer normalen Zeit auf und marschierten Richtung Imlil.

Tal Richtung Imlil

Ein letztes Mal trugen nun die Maultiere Gepäck, Zelte und Ausrüstung.

Muli

Beim Abstieg kamen wir am Grabmal eines Marabout vorbei, einer Art Heiligen. Viele Einheimische pilgerten zu diesem Grab, weil sie sich dort Heilung von Krankheiten erhoffen.

Grabmal

So trafen wir dann auch zunehmend Marokkaner, die zum Teil nicht wirklich für solche Touren ausgerüstet waren. Am Ortseingang von Imlil bot sich dann ein letzter Blick auf den Toubkal (links oben).

Jebel Toubkal

In Imlil wurden wir noch ein letztes Mal von unserer Mannschaft bekocht. Wir verabschiedeten uns danach von ihnen und fuhren am Nachmittag zurück nach Marrakesch. Eigentlich war noch eine Übernachtung in Imlil vorgesehen, aber wir hatten gemeinsam beschlossen, lieber noch einen kompletten Tag in Marrakesch zu verbringen. Und die Aussicht, einen Tag eher wieder unter eine Dusche zu kommen, förderte diese Motivation zusätzlich. An unserem "freien" Tag in Marrakesch begab ich mich mit meinem Zimmerkameraden Horst auf Besichtigungstour. Wir fuhren mit dem Bus Richtung Innenstadt, um dann ein Stück die alte Stadtmauer entlang zu laufen.

Stadttor

Dann begaben wir uns zum Majorelle-Garten. Den hatte ein Franzose namens Majorelle als botanischen Garten angelegt.

Garten

Dort waren Pflanzen aus verschiedenen Ländern zusammengetragen worden. Es gab u.a. sehr viele Kakteenarten.

Kakteen

Daneben waren zwischen Palmen und Bambus auch Lotus-Blüten zu bewundern.

Lotus

Im Garten trafen wir auch einige Reisekameraden wieder, die sich unabhängig von uns auch an diesem etwas überlaufenen Touristenmagneten eingefunden hatten. Vom Majorelle-Garten liefen wir wieder Richtung Innenstadt.

Busbahnhof

Nach dem Mittagessen in einem typischen Touristenrestaurant und etwas Shopping begaben wir uns ins Hotel zurück, wo wir den Nachmittag am Pool ausklingen ließen. Am nächsten Tag stand dann der Transfer zum Flughafen und der Rückflug via Madrid nach Frankfurt an. Dieses Mal hatte ich Glück und saß auf der richtigen Seite, um die Meerenge von Gibraltar von oben sehen zu können. Eine nächtliche Zugfahrt quer durch Deutschland brachte mich dann nach Hause.

- Ende -