Am Morgen des 6. September fuhr ich nach Frankfurt zum Flughafen. Von dort war es ein langer Flug mit Thai Airways via Bangkok nach Peking. Dort kamen wir am 7. nachmittags an. Wegen der Schweinegrippe waren an den Kontrollstellen Wärmebildkameras aufgestellt, die die Kranken erkennen sollten. Die schlugen aber bei niemandem an. An diesem Tag unternahmen wir nicht mehr viel, außer abends eine echte Pekinger Pekingente zu verspeisen und herauszufinden, wie die Pekinger U-Bahn funktioniert. Vermutlich dank der Olympischen Spiele im Vorjahr war diese auch für Ausländer gut ausgeschildert und zu benutzen. An den Eingängen gab es Sicherheitskontrollen. Jede Tasche musste durch ein Röntgengerät. D.h., wenn die Kontrolleure aufpassten ...
Den nächsten Tag nutzten wir zur Stadtbesichtigung von Peking. Die Stadt machte den Eindruck einer modernen Großstadt. Wir besichtigten die bekannten Orte, zuerst den Platz des Himmlischen Friedens. Dort waren schon überall die Vorbereitungen für die Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China im Gange. Es wurden Tribünen aufgebaut, Markierungen für Stellplätze aufgemalt usw. Wir betraten durch das Wumen-Tor den kaiserlichen Palast. Dort durchschritten wir Tor um Tor und besichtigten die Hallen und Plätze dazwischen.
Wie man sieht, waren wir nicht allein:) Neben genügend Ausländern
drängten sich jede Menge Chinesen durch die Palastanlage. Wenn ein
Milliarden-Volk den Tourismus entdeckt, kann es eng werden.
Wir gingen von Süden nach Norden durch die verschiedenen Teile des
Palastes, darunter auch die eigentliche "Verbotene Stadt", den
ehemaligen Wohnbereich des Kaisers. Nachdem wir den Palast verlassen
hatten, bestiegen wir den dahinterliegenden sogenannten "Kohlenhügel".
Der besteht aus den weggeräumten Überresten des Palastes aus
den Zeiten der mongolischen Fremdherrschaft unter Dschingis Khan und
seinen Nachfolgern. Von dort hat man eine gute Aussicht auf den Palast
und die Stadt, sofern die Sicht einigermaßen gut ist. Anschließend
besichtigten wir den Himmelstempel.
Im Gegensatz zu den goldfarbenen Dächern in der "Verbotenen Stadt"
glänzten die hier blau glasierte Dachziegel in der Sonne. Eine
Beschreibung der ganzen interessanten Details lasse ich hier weg, da
das den Umfang dieses Reiseberichtes sprengen würde.
Anschließend hörten wir uns einen Vortrag unseres Reiseleiters über die
Geschichte Chinas an und gingen auf dem Heimweg durch ein paar noch
erhaltene alte Stadtviertel Pekings, die sogenannten "Hutongs".
Die gibt es auch in einer offiziellen, restaurierten Version, aber
die erreichten wir erst nach Einbruch der Dunkelheit.
Auf dem Nachhauseweg konnten wir noch Proben zu der Lichtshow am Abend
des Nationalfeiertages beobachten.
Am nächsten Tag war eine Wanderung über ein Stück der Großen Mauer geplant. Wir fuhren morgens mit unserem Bus los, Richtung Norden. Nach einer Weile kamen wir in einen Stau. Unser Fahrer bzw. Reiseleiter fanden heraus, dass da schon seit etwa 4 Uhr ein umgestürzter LKW viel weiter oben die Straße blockierte. Die Chancen, diesen Abschnitt der Großen Mauer zu erreichen, standen sehr schlecht. Wir beschlossen, umzukehren. Nun musste unser Busfahrer das Kunststück fertig bringen, in diesem Stau, der teilweise beide Spuren blockierte, zu wenden. Und das an einem abschüssigen Berghang. Er bekam das aber hin und nach einer Weile waren wir raus aus dem Stau und auf dem Rückweg. Auf meine Anregung beschlossen wir dann, zu einem anderen Mauerabschnitt zu fahren, da viele von uns wenigstens zur Mauer wollten, auch wenn die geplante Wanderung so nicht stattfinden konnte. So kamen wir schließlich nach einiger Zeit bei Mutianyu zur Mauer. Hier waren zuerst 500 Höhenmeter auf teils steilen Stufen zu überwinden, bevor wir am Fuß der auf Bergrücken verlaufenden Mauer standen. Eine schweißtreibende Angelegenheit.
Der Anblick und Ausblick entschädigte dafür. Wir wanderten dann noch ein großes Stück auf der Mauer entlang und den selben Weg wieder zurück. Dabei konnten wir viele Chinesen beobachten, obwohl das nicht einmal der Mauerabschnitt war, auf dem Mao gestanden hatte. Daneben waren natürlich jede Menge Touristen unterwegs, Kunstfotografen (das Bild von der Aktion stelle ich hier aus Urheberrechtsgründen nicht hin) und auch Hochzeitspaare.
Es war der 9.9., ein Tag, der auch in China bei Brautleuten sehr
beliebt
ist. Nicht nur, weil man sich den (nach dem europäischen Kalender) gut
merken kann, sondern auch, weil die Zahl 9 im östlichen Asien Glück
bringen soll. Und so standen nicht nur auf der Mauer, sondern überall
in der Landschaft Brautpaare in bester Kleidung herum und ließen sich
mehr oder weniger professionell fotografieren.
Der nächste Tag war dem Flug nach Lhasa, der Hauptstadt Tibets
gewidmet. Beim Einchecken waren viele unsere Koffer und Rucksäcke
deutlich schwerer als beim Abflug in Deutschland, was zu einigen
Nachzahlungen führte. So kann man sich sein Gehalt eben auch aufbessern
... Nach jeder Menge Wartezeiten und Flugzeit kamen wir schließlich am
Nachmittag in Lhasa auf ca. 3600 Meter Höhe an. Mir war schon beim
Aussteigen etwas komisch zumute und nachts hatten wir alle mehr oder
weniger heftige Kopfschmerzen und das Treppen steigen im Hotel brachte
uns sofort außer Atem. Ich hätte nicht gedacht, dass es so heftig ist,
wenn man mit dem Flugzeug von fast Meeresspiegelniveau direkt auf diese
Höhe fliegt. Nach dem Abendessen streunten wir, sofern noch Lust und
Kraft vorhanden waren, individuell durch die Stadt. Die meisten kamen
früher oder später auf dem großen Platz vor dem nächtlich
angeleuchteten Potala-Palast raus. Das war schon ein beeindruckender
Anblick. Bizarr dagegen war das chinesische Kontrastprogramm dazu. Auf
dem großen Platz vorm Potala hatte sie eine Art Denkmal oder Mahnmal
errichtet und hielten dort farbig beleuchtete Wasserspiele im Takt
ohrenbetäubend lauter chinesischer Hymnen ab. Unter anderen Umständen,
an einem anderen Ort wäre das sicher ein schönes Schauspiel gewesen.
Aber hier merkte man doch die politisch-religiöse Absicht dahinter.
Am nächsten Tag ging es den meisten von uns besser und wir besichtigten
den Potala bei Tageslicht.
Der Regierungspalast des Dalai-Lama gilt als einer der größten Paläste
der Welt und liegt auf einem steilen Hügel mitten im Lhasa-Tal. So hieß
es erst mal wieder Treppen steigen, bis wir den eigentlichen Palast
erreichten. Neben Touristen besuchen auch viele Tibeter und Vertreter
anderer Völker mit buddhistischem Glauben, wie Mongolen und Thailänder,
als Pilger den Potala. Anschließend hatten wir noch Zeit, um den Palast
individuell zu umrunden und den Platz für das beste Foto zu finden.
Nachmittags besichtigten wir den Haupttempel von Lhasa, den Jokhang.
Der lag praktischerweise gleich neben unserem Hotel.
Wir wurden durch die Innenhöfe, Versammlungs- und Gebetshallen, sowie Tempel und Kapellen geführt. Unser tibetischer Reiseleiter erklärte uns sehr ausführlich die verschiedenen Gemälde und Statuen von Buddhas, Lamas, alten Königen, Schutzgeistern und allem, was der buddhistische Pantheon sonst noch so zu bieten hat. Unser deutscher Reiseleiter wiederholte das alles noch viel ausführlicher auf Deutsch, ein Ritual, das wir im Laufe der Reise alle noch "lieben" lernten.
Anschließend streiften wir nach Lust und Laune durch die erlaubten
Teile des Tempels und fotografierten nach Herzenslust. Danach war
noch eine große Runde um das Tempelviertel geplant, die sich aber nach
kurzer Zeit in eine Einkaufsaktion auflöste. Es war wohl doch etwas zu
viel für den ersten Tag.
Am nächsten Morgen begaben wir uns zum Kloster Trepung am Rande von
Lhasa. Hier rauchte es überall aus den Opferöfen, da viele Leute
morgens, bevor sie zur Arbeit gehen, in einem Tempel oder Kloster eine
kleine Opfergabe darbringen. Die Abnehmer derselben (neben den Mönchen)
waren auch schon da.
Wir besichtigten dann wieder einige Höfe, Tempel, Gebets- und Versammlungshallen.
Trepung ist ein relativ großes Kloster mit vielen "Abteilungen", die
man auch als Fakultäten bezeichnen könnte. Man konnte sich hier sehr
"sicher" fühlen, bei den vielen Überwachungskameras an jeder Ecke. Die
sollten aber nicht die Touristen vor Taschendieben schützen. Voriges
Jahr im Frühjahr, vor den Olympischen Spielen in Peking, waren von
diesem Kloster die schweren Unruhen in Lhasa und Tibet ausgegangen.
Was wir - nicht nur hier - öfters sahen, waren Solarkocher:
Bei der intensiven Sonne in dieser Höhenlage dauert es ca. anderthalb
Stunden, bis ein solcher Teekessel kocht.
Nachmittags besichtigten wir noch ein weiteres bei Lhasa gelegenes
Kloster; Sera.
Die dortige Hauptattraktion waren die Diskussionsübungen der Mönche.
Die
saßen im Schatten unter Bäumen und trugen sich gegenseitig Argumente
vor, wobei sie in die Hände klatschten und mit den Füßen stampften. Ein
anderer, sitzender Mönch musste dann darauf antworten. Die jüngeren
Mönche gerieten sich dabei manchmal regelrecht in die Haare.
Der nächste Tag stand zur freien Verfügung. Da es viele von uns schon
in den Füßen juckte, mal wieder ein Stück zu laufen, machten wir einen
Ausflug zu einem in einigen Kilometern Entfernung von Lhasa gelegenen
heiligen Berg - Tayerpa. Das bedeutet übersetzt so viel wie "der Körper
der Weißen Tara". Dort liefen wir ein Stück den Berg hinauf
und entlang und besichtigten ein kleines, nicht so von Touristen
überlaufenes Kloster. Dort hingen neben den üblichen Statuen der
Buddhas, Lamas und Schutzgottheiten auch deren Reittiere:
Auf einem Hügel gegenüber machten wir mittags Picknick. Von dort konnte
man gut sehen, dass das Kloster vor den Zerstörungen der
Kulturrevolution eine wesentlich größere Anlage war. Nachdem wir genug
Zeit in der Höhe über 4000 Meter verbracht hatten, fuhren wir wieder
nach Lhasa zurück, wo wir meist noch durch die Stadt streiften und die
lokale Wirtschaft ankurbelten.
Nachdem wir uns genug akklimatisiert hatten, ging es am nächsten Tag
auf zu unserem ersten Trekking. Dazu fuhren wir nach Ganden.
Das ist eine große Klosteranlage in ca. 4250 m Höhe. Die besichtigten
wir natürlich ausgiebig.
Am Eingang zur Hauptversammlungshalle begrüßte uns - wie immer - ein
Torwächter, irgendeine aus alten vorbuddhistischen Religionen übernommene
Schutzgottheit.
Wir aßen noch in einer Gaststätte vor dem Klostertor zu Mittag. Das zog sich etwas hin, weil sich Pilger aus Osttibet unbedingt mit uns fotografieren lassen wollten. Die scheinen nicht so viele Ausländer zu Gesicht zu bekommen. Da wir als Touristen ja auch immer und (fast) jeden ablichten, machten wir da gerne mit. Anschließend begann das erste Trekking.
Wir wanderten von Ganden (4250 m) einen Höhenzug hinauf bis auf 4470 m.
Dort lag schon Futter für die Geier. Wir dachten uns da nichts weiter.
Später, am Everest, erfuhren wir, dass ein paar Tage später etwa an
dieser Stelle ein über siebzigjähriger, einschlägig vorerkrankter
deutscher Tourist gestorben war. Von dieser Stelle an begleitete uns
ein Hund die nächsten zwei Tage, der wohl nichts Besseres zu tun hatte.
Wir liefen weiter auf dem Höhenzug entlang und konnten im Tal Dörfer
und frisch abgeerntete Gerstenfelder erkennen.
Hinter diesem Dorf (Hebu) stiegen wir - querhangein - ins Tal zu unserem ersten Zeltcamp ab (4100 m).
Nach dem langen Marsch in praller Sonne waren wir alle geschafft.
Nichts desto trotz brachen wir in der Kühle des nächsten Morgens auf
zur zweiten Etappe. Wir marschierten bergan durch ein Tal in Richtung
Süden.
Hier weideten noch die Tiere aus den nahegelegenen Dörfern. Einige
Artgenossen des oben abgebildeten Tieres trugen unser Gepäck und die
Campingausrüstung.
Der Aufstieg zog sich ziemlich hin und die Gruppe auseinander. Ich lief
mit meinem Zimmer- und Zeltgenossen Alfred relativ weit hinten. Doch
schließlich hatten auch wir es auf den Shuga-La-Pass (5180 m) geschafft.
Laut Reiseplan sollte dort das nächste Camp aufgeschlagen werden. Unsere Reiseleitung hatte aber keine Mühe, uns davon zu überzeugen, dass das eine Schnapsidee war, die nur jemand am grünen Tisch entwickeln konnte. Gleich am zweiten Trekkingtag auf dem höchsten Punkt der Tour zu übernachten, wo einige aus der Gruppe noch mit z.T. heftigen Kopfschmerzen und anderen Höhenproblemen kämpften, wäre sehr kontraproduktiv gewesen. So stiegen wir noch ein ganzes Stück ins nächste Tal ab.
Da hinten links, kurz unterhalb des Sees, war unser Lagerplatz auf
4900 m Höhe. Das war deutlich gesünder, ganz abgesehen davon, dass dort
eine schöne Wiese zum Zeltaufbau und ein Bach zum Waschen vorhanden
waren.
Am 3. Trekkingtag marschierten wir von unserem Camp zum Citu-La-Pass
(5150 m).
Dahinter stiegen wir zu zwei Seen ab, an denen wir Mittagspause machten.
Danach ging es durch eine teilweise enge Schlucht talwärts bis zu
unserem nächsten Camp auf 4545 m Höhe.
Dort erwartete uns schon ein Dauerbewohner, ein Abra.
Diese hamstergroßen Tiere waren nicht ganz so scheu. In der Nähe des
Camps grasten Yaks von Nomaden, mit denen unsere Tragtiere erst mal die
Rangordnung klären mussten. Das verlief jedoch relativ harmlos.
Beim weiteren Abstieg am nächsten Tag kamen wir an den Zelten der
"Nomaden der hohen Pässe" (so der Titel der Reise) vorbei.
Vor deren Wachhunden sollte man Respekt haben; ansonsten begrüßten sie,
wenn sie Zeit und Lust hatten, die vorbeikommenden Touristen freundlich.
Weiter unten im Tal kamen wir dann schon wieder an den ersten Dörfern
vorbei, in denen die Bauern mit der Gerstenernte beschäftigt waren.
Unser Tagesziel war ein Camp beim Dorf Yemalung auf 4000 m Höhe. Dort
konnten wir am Berghang jede Menge Gebetsfahnenschnüre in der
Landschaft sehen. Das lag daran, dass auf dem Berg ein kleines Kloster
war, dass diejenigen unter uns, die noch Lust hatten, die vielen
Treppen
zu ersteigen, besichtigten. Da wir am frühen Nachmittag angekommen
waren, hatten wir dafür genug Zeit.
An diesem Tag verabschiedeten wir uns von unseren Yakführeren und deren
Tieren, da hier wieder eine befahrbare Straße vorhanden war, und unsere
Ausrüstung mit einem LKW transportiert wurde.
Am nächsten Tag marschierten wir aus den hohen Bergen heraus das Tal
entlang nach Samye (3650 m). Die letzten Kilometer bis dorthin zogen
sich in der Talebene in brennender Sonne ganz schön hin. Am Nachmittag,
nachdem wir uns im Hotel zum ersten Mal seit Lhasa wieder unter die
Dusche statt in den Bach stellen konnten, bestiegen wir einen steilen
Hügel bei Samye, von dem aus das gleichnamige Kloster gut zu sehen war.
Zuerst mussten wir allerdings einen kleinen Staubsturm abwarten, der
die Sicht im Tal stark reduzierte. Auf der anderen Seite des Hügels
konnte man den Fluss Tsangpo (auch Yarlung oder indisch Brahmaputra genannt) erkennen.
Am nächsten Morgen besichtigten wir die Klosteranlage. Aufgrund der
Größe zog sich das eine Weile hin. Zum Schluss besuchten wir eine
religiöse Zeremonie, eine sogenannte Puja, bei der die Mönche
stundenlang Gebete und religiöse Texte im Chor vorlesen und dazu
Trommeln schlagen und große Hörner blasen.
Der Mönch, der links von der Säule an der Wand erhöht sitzt, hat die
Aufgabe, aufzupassen, dass die übrigen Mönche auch fleißig mitmachen
und nicht einschlafen ...
Nach der Klosterbesichtigung brachte man uns auf einem LKW zum
Flussufer des Tsangpo. Dort setzten wir mit einer Fähre auf die andere
Seite über.
Dort wartete unser Bus auf uns, um uns nach Tsetang zu bringen. Von dort aus fuhren wir nachmittags zum ältesten Palast Tibets, dem Lokhang.
Den Berg hoch bis zum Eingang der Anlage bin ich geritten, da ich in
der sonnigen Hitze keine Lust hatte, völlig durchgeschwitzt oben
anzukommen. Außerdem sollen ja auch die Einheimischen was am Tourismus
verdienen.
Am nächsten Tag fuhren wir mit unserem Bus von Tsetang nach Gyantse.
Dabei hatte wir einige Pässe zu überqueren. Der erste war der
Ganbala-Pass (4800 m), von dem aus man einen schönen Blick auf den
Yadrok-See hatte.
Dieser See ist einer der größten Tibet, auch wenn man das auf den
ersten Blick nicht sieht, weil er sich in viele Täler und Seitenarme
verzweigt.
Weiter ging es über den Kharola-Pass (5000 m) zum Simila-Pass (4300 m).
Wie man sieht, sind die Buddhisten nicht wählerisch, wenn es darum
geht, wo sie ihre Gebetsfahnen aufhängen. Das stelle man sich an einer
deutschen Hochspannungsleitung vor ...
In Gyantse übernachteten wir und besichtigten am nächsten Morgen das
dortige Kloster. Insbesondere eine mehrstöckige begehbare Stupa
(tibetisch: Tschörten) hatte es uns angetan.
In dem Tschörten befanden sich jede Menge kleinere und größere, zum Teil zweistöckige Kammern, in denen Unmengen an Skulpturen von Buddhas, Lamas, Königen, Schutzgottheiten usw. zu bestaunen waren.
Anschließend drehten wir noch eine kleine Runde durch ein nahegelegenes Viertel, das alt aussah (es aber nicht war).
Da klebte vielerorts der Dung der Tiere zum Trocknen an den Wänden, um
später verheizt zu werden.
Anschließend fuhren wir mit unserem Bus weiter nach Shigatse. Dort
besichtigten wir natürlich das sehr große Kloster, welches das
Stammkloster des Panchen Lama ist.
Über die Details der Gebäude, Gemälde und Skulpturen des Klosters will ich mich nicht weiter auslassen, nur ein Bild sei noch erwähnt, weil es an ein in Bremen spielendes Märchen erinnert:
Anschließend hatten wir Zeit, um individuell durch die Stadt zu bummeln
und das bunte Treiben der Touristen, Pilger und Einheimischen zu
beobachten.
Nach einer längeren und recht "intensiven" Diskussion, ob wir noch
einen halben Tag in Shigatse verbringen sollten, fuhren wir dann doch
nach Plan morgens nach Old-Tingri. Dabei überquerten wir verschiedene
hohe Pässe, wie den Tso-La (4600 m) und Gyatso-La (5268 m), hinter dem
man - wenn das Wetter mitspielt - schon den Everest sehen kann. Bei uns
strahlte zwar (wie fast immer) die Sonne, aber im Everestgebiet hingen
Wolken, die die Sicht verdeckten. So fuhren wir weiter und kamen am
späten Nachmittag in Old-Tingri an. Dort hatte es sich das Wetter
anders überlegt und uns bot sich ein perfekter Ausblick.
Hinter einem Bergrücken schaute die Spitze des Mount Everest hervor. Für den Rest des Nachmittags und Abends genossen wir diesen Anblick und den auf weitere Berge, wie den Cho Oyu (8188 m).
Am nächsten Morgen begannen wir von Old-Tingri aus (4400 m) unsere zweite Trekking-Tour. Auf Anraten der letzten Reisegruppe vor uns fuhr ein Teil der Gruppe, darunter auch ich, die ersten Kilometer durch das Tal bis zum 3. Dorf. Im Nachhinein betrachtet, war das eine wenig sinnvolle Aktion, da die ersten Kilometer durch das Tal sich kaum von den weiteren unterschieden. Dafür mussten wir in dem Dorf stundenlang auf den Rest der Gruppe warten, der zu Fuß gegangen war. Dabei wurden wir die ganze Zeit von bettelnden Kindern umlagert.
Das wurde mit der Zeit ganz schön lästig, da man permanent auf seine Siebensachen aufpassen musste. Wenigstens schmissen sie nicht mit Steinen. Nachdem die übrigen Gruppenmitglieder angekommen waren, marschierten wir zügig weiter; noch lange den Cho Oyu im Blick. Unser Camp für die Nacht lag nahe der Fahrpiste unten am Fluss (4600 m). Zum Glück hielten sich die kalten Fallwinde von den ganz hohen Bergen in Grenzen. Am nächsten Tag marschierten wir weiter das Tal hoch und über einen über 5000 m hohen Pass. Dabei sahen wir viele Nomaden mit ihren Herden. Scheinbar war gerade Almabtrieb oder so was.
Wegen des starken Viehtriebs konnten wir nicht dort übernachten,
wo es
eigentlich vorgesehen war. So mussten wir noch über den
nächsten 5000er
Pass und ein Stück ins nächste Tal, bis wir abends nach einem
langen
Wandertag am Camp (4950 m) angekommen waren. Von dort stiegen wir am
nächsten Morgen ins Tal zur Straße ab. Die letzten paar
Kilometer zum Kloster Rombuk fuhren wir mit Geländewagen, da es
neben der Straße
keinen Wanderweg gab. Da hätten wir in sengender Sonne Unmengen
Staub
geschluckt und wären dem Steinschlag an steilen Hängen
völlig schutzlos
ausgeliefert gewesen. Die an den Hängen grasenden Schaf- und
Ziegenherden traten doch einige Steine los. So kamen wir am frühen
Nachmittag am Kloster auf 5000 m Höhe an, um gerade noch den
Everest hinter dichten Wolken verschwinden zu sehen. Das Wetter
verschlechterte sich zusehends. Wir unternahmen trotzdem aus Langeweile und
weil es uns zu kalt zum Rumsitzen war, noch einen Spaziergang ein
Stück
das Tal hoch. Dabei begegneten wir pilgernden Mönchen auf
Motorrädern
und besichtigten eine Ansammlung von "Hotels", deren hochtrabender Name
nicht darüber hinwegtäuschen konnte, dass es sich um bessere
Nomadenzelte
handelte.
Abends fing es an zu schneien und ich räumte in der Nacht ca. 10
Zentimeter schweren feuchten Neuschnee vom Zelt. Am Morgen bot sich
dann aber ein traumhafter Anblick:
Die Wolken begannen keinen Moment zu früh, aufzureißen und sich zu verziehen. Vor lauter Fotografieren kamen wir fast nicht zum Frühstücken. Danach wanderten wir das Tal hoch bis zum sogenannten Everest-Basecamp, wo kein einziger Bergsteiger aber dafür ein Kontrollposten der chinesischen Armee zu finden war.
Von einem kleinen Hügel hatte man dort eine wunderbare Aussicht auf den höchsten Berg der Welt. Die genossen wir ausgiebig, bevor wir gegen Mittag ein Stück zurück marschierten und dann mit den Geländewagen zurück nach Old-Tingri und von dort zur chinesisch-nepalesischen Grenze fuhren. Eigentlich war noch eine Übernachtung in Rombuk geplant, aber die hatten wir in einstimmigem Beschluss zugunsten eines zusätzlichen Tages in Nepal gestrichen. Nachdem wir wieder einige hohe Pässe mit traumhafter Aussicht, z.B. auf die "Himalayan Ranges" und den Shishapangma, passiert hatten, fuhren wir in das einzige mit Fahrzeugen passierbare Tal zwischen Tibet und Nepal hinunter. Kurz vor dem Grenzort Zhangmu standen wir dann in einem Baustellenstau.
Hier wurden immer abends für jeweils eine Stunde pro Fahrtrichtung die
Fahrzeuge durch die Baustelle gelassen. Insofern hatten wir ein gutes
Timing, da wir eine Viertelstunde vor Öffnung dort ankamen. Wären wir,
wie ursprünglich geplant, über Nacht in Rombuk geblieben, hätten wir
dort den ganzen Tag warten müssen. So kamen wir pünktlich zum
Abendessen in Zhangmu an. Dort gab es sonst nichts zu tun außer die
letzten Yuan (schwarz) in nepalesische Rupien umzutauschen. Am nächsten
Morgen begaben wir uns zeitig zur Grenzabfertigung. Die chinesischen
Grenzer kontrollierten alle Koffer und Rucksäcke (meist) sehr gründlich
nach allen Büchern u.ä., um sie zu beschlagnahmen, wenn darin Bilder
des Dalai Lama waren. Was das bei der Ausreise(!) für einen Sinn
macht, hatten wahrscheinlich auch die jungen Soldaten nicht verstanden,
die unser Gepäck durchwühlen sollten. Man muss ihnen aber zugute
halten, dass sie dabei sehr vorsichtig vorgingen, um nichts zu
beschädigen. Mein Kontrolleur brauchte so lange, um den in Lkasa gut
verpackten Thangka auszuwickeln, dass er danach keinen weiteren Blick in
meine Tasche warf.
Die Einreise nach Nepal war dagegen ein reine Formalität. Der Kontrast
zwischen den streng kontrollierenden uniformierten chinesischen
Grenzern und Soldaten und den 3 nepalesischen Zivilisten, die in einem
kleinen Haus hinter einer alten hölzernen Theke saßen und die von uns
ausgefüllten Einreisezettelchen abstempelten, war schon krass. Ebenso
krass war die Tatsache, dass hinter der Grenzabfertigung niemand da
war, um uns abzuholen. Nach einiger Zeit hatten wir auf dem
Busparkplatz ein reichlich altes klappriges Modell als das unsere
identifiziert und auch einen dazugehörigen Nepalesen gefunden, der ein
wenig englisch sprach und uns - in Vertretung eines richtigen
Reiseleiters - nach Kathmandu bringen sollte. Zum Glück reiste parallel
zu uns eine weitere Wikinger-Reisegruppe mit einem erfahrenen
Nepalreiseleiter. Denen folgten wir einfach und fanden so auch eine der
höchsten Bungee-Jumping-Hängebrücken der Welt und ein Mittagessen auf
dem Weg. Nach einer (kleinen) Irrfahrt durch die engen Gassen der
Innenstadt von Kathmandu kamen wir abends im Hotel an und bummelten
noch ein wenig durch das Touristenviertel Thamel.
Am nächsten Tag hatten wir ein straffes Besichtigungsprogramm. Zuerst
fuhren wir nach Swayambhunath, zum sogenannten Affentempel.
Der liegt auf einem Hügel am Rande der Stadt und bietet neben den
üblichen Heiligtümern eine gute Aussicht über Kathmandu. Auf dem
Plateau drängen sich neben der großen Stupa verschiedenste kleinere
Stupas, Tempel, Skulpturen usw. Die Affen waren nicht mehr so zahlreich wie früher. Die hatte AIDS dezimiert.
Es waren auch jede Menge Einheimische hier unterwegs. Wie es der Zufall wollte, war gerade heute der neunte und letzte Tag des großen religiösen Festes zu Ehren der Göttin Dhurga. Da hatten, bis auf ein paar Händler, auch fast alle Nepalis frei. Die spazierten dann auch in festlicher Kleidung zu den Sehenswürdigkeiten und Tempeln der Stadt.
Nachdem wir uns dort ausreichend umgesehen hatten, fuhren wir nach Bhodnath, zu der großen Stupa, die als Wahrzeichen von Kathmandu gilt.
Die umrundeten wir in praller Mittagssonne und schauten uns ausgiebig
die umliegenden Tempel und Geschäfte an. In einem der dortigen
"Rooftop"-Restaurants (Dachgarten) aßen wir zu Mittag und betrachteten
von oben all die Pilger, die unten ihren Runden drehten. Hier hatte
sich seit meinem letzten Besuch vor zehn Jahren so gut wie nichts
geändert.
Das kann man von Pashupatinath, unserer nächsten Station, nicht ganz
behaupten. Das ist eine große Hindu-Tempelanlage und Leichenverbrennungsstätte.
Zwar standen die Tempel alle noch so, wie ich sie in Erinnerung hatte, aber der Umgang mit den Touristen war deutlich lockerer. Man durfte Bereiche und Hindu-Tempel betreten, die vor zehn Jahren noch tabu waren. Ich habe es mir trotzdem verkniffen, die brennenden Leichen aus nächster Nähe anzusehen.
Wir liefen in der weiträumigen Anlage umher, genossen die Aussicht und bestaunten Einheimische, Pilger und die "Show-Saddhus".
Saddhus sind eigentlich heilige Männer und Asketen. Die hier anwesenden
bunten Vögel verdienten allerdings ihr Geld damit, sich fotografieren
zu lassen. Vor zehn Jahren hatte ich noch einige echte Saddhus gesehen,
aber die waren inzwischen verschwunden; verständlich ...
Anschließend fuhren wir zurück in die Innenstadt, wo wir uns zum
zentralen Platz am alten Königspalast, dem Durbar Square, begaben.
Hier hatte sich auch kaum etwas verändert, abgesehen davon, dass man
versuchte, hier Eintritt zu kassieren. Aber irgendwie hatten wir den
Zugang getroffen, wo keiner saß. Vor dem Kumari-Tempel in der Bildmitte
oben war aufgrund der religiösen Feiertage zu Ehren von Dhurga
(Dasain) eine lange Schlange, da sich an diesem Tag die kindliche
Göttin im Innenhof ihres Tempels an einem Fenster den Gläubigen zeigte.
Wir gingen danach durch die Straßen rund um den Platz und besichtigten
die Tempel, Pläste und schöne hölzerne Schnitzereien, für die Kathmandu
bekannt ist.
Dann begegnete uns noch eine kleine Prozession zu Ehren von Dhurga.
Die erinnerte mehr an einen fröhlichen Karnevalsumzug als an
katholische Prozessionen in Süddeutschland.
Wir streiften dann noch ein wenig um den Platz, kurbelten die
Wirtschaft an und beobachteten die Leute.
Nach einem letzten gemeinsamen Abendessen in Thamel fuhren wir am nächsten Morgen zum Flughafen, um den langen Rückflug via Bangkok nach Frankfurt anzutreten.
- Ende -