Am 4. November des Jahres 2016 fuhr ich zum bereits mehrfach bewährten Parkservice nach Rüsselsheim und ließ mich von dort zum Flughafen Frankfurt/Main bringen. Über Nacht flogen wir mit Ethiopian Airlines nach Addis Abeba. Dort angekommen besuchten wir das Nationalmuseum, wobei wir uns hauptsächlich auf die z.T. mehrere Millionen Jahre alten Überreste menschlicher Vorfahren konzentrierten. Danach fuhren wir auf einen Berg nahe der Stadt, von dem man die ausgedehnte Hauptstadt des Landes überblicken konnte, und liefen von dort ein ganzes Stück die Straße herunter. Dabei trafen wir sowohl menschliche als auch vierbeinige Brennholz-Transporteure.

Holztransport

Eine kleine Stadtbesichtigung und Abendessen in der Nähe des Nationalmuseums rundeten den Tag ab.

Am nächsten Morgen flogen wir von Addis nach Bahir Dar an den Tana-See. Auch dort fuhren wir auf einen Berg, von dem man die Gegend und Teile des Sees bewundern konnte. Wir liefen wieder die Straße runter und tranken in einem kleinen Kaffee am Straßenrand unseren ersten richtig traditionellen äthiopischen Kaffee. Der war so „straffff”, dass man ihn nur mit ausreichend Zucker genießen konnte; aber sehr gut. Die Art und Weise der Zubereitung konnte man dort auch sehen.

Kaffeezubereitung

Nach einer Mittagspause im Hotel, welches direkt am Seeufer lag, unternahmen wir noch eine Bootsfahrt über den Tana-See zu einer Halbinsel, auf der sich alte Kirchen und Klöster befanden. Wir wanderten vom Ufer hoch zu einem Kloster und ließen uns die Architektur der dort üblichen Rundkirchen, die Bemalung der Wände und die sonstigen Charakteristika erklären.

Rundkirche

Abends saßen wir im Hotelgarten und genossen den Sonnenuntergang, auch wenn irgendwer gerade dort, wo die Sonne am Seeufer unterging, ein neues großes Hotel hingestellt hatte…

Tags darauf fuhren wir zum Abfluss des Tana-Sees und dort zum Wasserfall des Blauen Nil, wo wir eine Rundwanderung unternahmen. Dass diese braune Brühe „Blauer Nil” heißt soll übrigens ein Übersetzungsfehler aus dem Arabischen sein …

Nilfall

Nachdem wir den Wasserfall, bzw. das, was das Wasserkraftwerk davon übrig lässt, von oben besichtigt hatten, gingen wir, nach Überquerung einer Hängebrücke, noch ganz dicht ran. Die herum-sprühende Gicht war eine angenehme Abkühlung in der prallen afrikanischen Sonne. Auf dem Rückweg durch die Felder und ein Dorf konnten wir noch die Bauern bei der Arbeit bzw. die hier angebauten Feldfrüchte anschauen, sowie das Dorfleben mit und ohne Tourismus beobachten.

Nach einem Mittagessen in Bahir Dar fuhren wir mit dem Bus Richtung Norden östlich des Tana-Sees Richtung Gondar. Unterwegs legten wir einen Stopp am „Finger Gottes” ein, einem Felsenturm, der wegen seiner Bewohner auch Geier-Felsen genannt wird.

Geierfelsen

Nachdem wir in Gondar unser Hotel auf einem Berg mit bester Aussicht auf die Stadt bezogen hatten, aßen wir im „Restaurant der 4 Schwestern” zu Abend. Dort wurde uns neben leckerem Essen ein sehr gutes Kulturprogramm der Amharen geboten.

Am nächsten Tag besichtigten wir die Altstadt von Gondar mit ihren Kirchen und Palästen.

Zuerst war die Kirche Debre Selassie dran, eine alte Kirche noch im eckigen Stil, die berühmt ist für die Malereien im Inneren, insbesondere die Engelsgesichter an der Decke. Einer der Priester führte uns drinnen vor, was er mit seinen Utensilien, wie Gebetsstock und einer Art Rassel macht.

Engelsgesichter

Danach war der Schlossbezirk dran, der eine große Fläche mit verschiedenen mehr oder weniger gut erhaltenen bzw. restaurierten Gebäuden umfasst. Zum Schluss fuhren wir noch in die Stadt zum sogenannten Wasserschloss. Dieses steht in einem großen Becken, welches allerdings nur zu größeren religiösen Festen mit Wasser gefüllt wird. Aber so konnten wir auch die unteren Teile besichtigen. Imposant waren auch die Bäume, die die Außenmauer der Anlage überwuchert hatten.

Wasserschloss

Später fuhren wir weiter Richtung Norden in die Simienberge. Nahe Gondar besuchten wir eine Frauenkooperative, die die Tradition der ehemals dort wohnenden Falascha-Juden weiterführt und Töpferwaren, Gewebe u.a. Dinge hauptsächlich für den Verkauf an Touristen herstellt.

Unterwegs machten wir eine kleine Wanderung durch Felder und ein kleines Dorf.

Abends erreichten wir das Dorf Debark, in dem wir für die nächsten zwei Nächte in einem recht neuen Hotel unterkamen, das aber schon aussah, als hätte es einige Jahre auf dem Buckel. Dort in ca. 2800m Höhe war es nachts auch recht kalt.

Am nächsten Tag fuhren wir in die Simien-Berge bzw. den gleichnamigen Nationalpark. Auf einer Wanderung näherten wir uns Gruppen von Geladas, den sog. Blutbrust-Pavianen an. Die grasen den ganzen Tag auf den Wiesen am Rande der Steilabhänge und manchmal betätigen sie sich auch als ungebetene Erntehelfer auf den Feldern der Bauern. Den Bauern und ihren Steinschleudern weichen sie großräumig aus, während sie Touristen nach einer kurzen Eingewöhnungsphase sehr dicht an sich ran lassen. Das war ein großartiges Erlebnis und ich kann nur hoffen, dass dieser Zustand noch lange anhält, dass die Geladas Touristen so dicht ran lassen, ohne aggressiv zu werden.

Geladas

Nach einer kurzen Fahrstrecke wanderten wir eine weitere kleine Runde, auf der wir u.a. Menelik-Buschböcke (eine Antilopenart) sahen. Danach fuhren wir ein längeres Stück bis auf eine Höhe von 3600 Metern, wo Lobelien wuchsen. Nachdem wir die kurz besichtigt hatten fuhren wir zügig zurück nach Debark.

Der nächste Tag war ein reiner Fahrtag, da die Strecke nach Axum viel Zeit beansprucht. Aber wenigstens gab es noch viele schöne Aussichten auf der Strecke aus den Simien-Bergen heraus.

Simien

Unterwegs stoppten wir bei Feldern, wo die Bauern gerade Teff und Trikale ernteten. Teff, eine Hirse-Art, ist das traditionelle Brotgetreide Äthiopiens.

Tags darauf besichtigten wir Axum, eines der bedeutendsten Zentren der altchristlichen Kultur. Zuerst war eine große neue Kirche dran, in der uns u.a. schön bebilderte alte Bibeln gezeigt wurden.

Bibel

Danach konnten die Männer die Kirche besichtigen, in der – nach äthiopischer Version – die heilige Bundeslade aufbewahrt wird. Die dürfen aber nur die höchsten Priester sehen und die Handwerker, die die Kopien bauen, die in jeder äthiopisch-orthodoxen Kirche im Allerheiligsten aufbewahrt werden.

Da Frauen dort keinen Zutritt haben, besichtigten unsere weiblichen Reiseteilnehmerinnen inzwischen ein Museum. Danach besichtigten wir noch ein Stelenfeld, Königsgräber und die Ruinen eines Palastes, wobei hier die hinter der Ruine arbeitenden Bauern, die gerade mit Hilfe von Kühen Getreide droschen, viel interessanter waren. Die ließen uns auch gern zuschauen und von ihrem Brot kosten. Unser einheimischer Reiseleiter gab auch ihnen etwas zu Essen und Trinken ab und zahlte sicher auch ein paar Birr. Anschließend bummelten wir individuell nach Lust und Laune durch die Stadt zurück zum Hotel.

Dreschen

Am nächsten Tag flogen wir von Axum nach Lalibela. Es war ein Samstag und damit Markttag. Wir besuchten den Markt, auf dem die Bewohner der Umgebung ihre landwirtschaftlichen und handwerklichen Produkte feilboten. Aufgrund der guten Ernte in diesem Jahr hatten die Bauern auch genug zu verkaufen und der Markt war entsprechend dicht bevölkert. Das soll in den letzten Jahren durchaus auch anders gewesen sein. Nachmittags besuchten wir dann die erste Gruppe der berühmten Felsenkirchen und warfen einen ersten Blick von oben auf die bekannteste, die Georgs-Kirche. Wir schafften es sogar Fotos davon zu machen, ohne andere Touristen drauf. Das war allerdings auch der Tatsache geschuldet, dass aufgrund der Unruhen früher im Jahr relativ wenig Touristen im Lande waren.

Georgskirche

Tags darauf wanderten wir auf den Berg hinter Lalibela, um die Kirche bzw. das Kloster „Ansheten Mariam” zu besuchen. Der Aufstieg war durchaus anstrengend, belohnte uns aber mit sehr schönen Aussichten über Lalibela und die ganze Gegend. Dort oben waren auch viele einheimische Gläubige und Pilger unterwegs. Nach dem Abstieg und Mittagessen besuchten wir die 2. Gruppe der Felsenkirchen. In denen zeigten uns die Priester ihre Prozessionskreuze und ließen sich (natürlich gegen einen Obolus) gern fotografieren.

Priester mit Kreuz

Zum Ausklang fuhren wir noch in ein „architektonisch wertvolles” Restaurant mit toller Aussicht.

Restaurant

Am nächsten Morgen besichtigten wir die Georgskirche von ausgiebig von außen und innen.

Danach flogen wir nach Addis Abeba zurück und fuhren von dort mit einem Bus weiter Richtung Süden nach Bishoftu (auch Debre Zeyit genannt), wo wir in einem sehr guten Hotel übernachteten. Eigentlich sollten wir in der Gegend mit ihren vulkanischen Kraterseen eine Wanderung unternehmen, aber die fiel aus Sicherheitsgründen aus. In der Gegend hatte es früher im Jahr die große Massenpanik mit vielen Toten bei Protesten gegen die Regierung gegeben.

So fuhren wir weiter nach Süden, nach Sodo. Am Ziway-See legten wir einen Zwischenstopp ein. Dort konnten wir am Ufer viele Vögel beobachten, teils aus nächster Nähe.

Vögel am Zimway

Der nächste Fahrtag brachte uns von Sodo vorbei am Abaya- und Chamo-See nach Konso. Dort besuchten wir am Nachmittag ein Dorf des gleichnamigen Stammes. Das war zu der Zeit etwas schwierig aufgrund irgendwelcher Streitigkeiten der Konso mit der Zentralregierung. Aber uns öffneten sich die Türen, da unsere Reiseleiterin, Bettina, sich durch ihre jahrelange Arbeit in der Gegend viel Vertrauen bei den Stämmen erworben hatte.

Konsogehöft

Am nächsten Tag fuhren wir zuerst nach Key Afer, wo wir den bekannten Markt besuchten, der von den in der Gegend lebenden Stämmen frequentiert wird. Da konnten wir die verschiedenen Trachten, Frisuren usw. beobachten. Gegen einen entsprechenden Obolus waren auch Fotos möglich. Danach fuhren wir weiter in den Mago-Nationalpark zu einem Zelt-Camp bei den Mursi. Unterwegs lieferten wir noch gespendete Lernmittel bei einer Schule ab, die strategisch günstig an der Straße lag.

Key Afer

Die Mursi besuchten abends unser Camp; insbesondere da sich herumgesprochen hatte, dass unter uns ein Arzt war. Ein paar Kinder bekamen von ihm auch etwas gegen vereiterte Augen, Erkältung und kleinere Wunden. Am nächsten Morgen gingen wir mit einem Dorfvorsteher der Mursi zu seinem Dorf. Unterwegs erklärte er noch die Botanik und die Berge der Umgebung, auf denen man noch wilden Kaffee findet. Nach dem Dorfrundgang gab es das Fotoshooting mit den Mursi-”Models”. Die Mursi fallen durch ihre durchstochenen und stark gedehnten Unterlippen auf, bzw. die bei Anlässen in diesen Löchern getragenen Tonscheiben.

Mursi

Nachdem wir uns von den Mursi verabschiedet hatten, fuhren wir weiter nach Süden, nach Turmi, kurz vor der kenianischen Grenze. Dort war es dem Breitengrad angemessen sehr warm.

Am nächsten Morgen besuchten wir ein Dorf der Hammar, wieder mit dem üblichen Fotoshooting.

Hammar

Danach besuchten wir den Markt, inklusive Viehmarkt, in Dimeka.

Nachmittags fuhren wir mit Geländewagen durch den Busch und trockene Flussbetten zu einem etwas abseits gelegenen Hammar-Dorf, wo das sog. Bullensprung-Ritual stattfinden sollte.

Vom „Parkplatz” in einem trockenen Flussbett mussten wir noch auf den nächsten Bergrücken hochsteigen bis zum Dorf. Dort war das Fest schon im Gange und viele Hammar aus der Gegend versammelt. Die aßen, tranken selbstgebraute Alkoholika, tanzten und plauderten, wie das auch anderswo üblich ist. Wir konnten aber auch ein spezielles Ritual der Hammar-Frauen beobachten. Die weiblichen Verwandten des Bullen-Springers lassen sich von jungen Männern, die vor nicht allzu langer Zeit auch das Bullensprung-Ritual vollzogen haben, auspeitschen. Die Männer müssen mit Gerten aus Zweigen die vor ihnen auf und ab springenden Frauen möglichst stark über den Arm um den Körper herum schlagen, so dass die Gerte auf dem Rücken die Haut zum Platzen bringt. Diese Narben tragen die Frauen dann stolz zur Schau. Angeblich wollen sie damit ihren Stärke und Leidensfähigkeit beweisen. Naja, andere Länder, andere Masochisten …

Hammar-Fest

Irgendwann wurden dann die Rinder für den eigentlichen Hauptakt herangetrieben und nebeneinander aufgestellt. Den Bullensprung muss ein junger Mann vollziehen, bevor er heiraten darf. Dazu stellt er sich, nur mit einer Schnur „bekleidet” vor den quer stehenden Rindern hin, nimmt Anlauf, springt auf das erste Tier hoch und läuft dann über die anderen drüber. Das wird mehrmals wiederholt, bis ein Schiedsrichter zufrieden ist, und dem Kandidaten die Schnur abreißt.

Bullensprung

Nach dem Sprung drängten unsere einheimischen Begleiter uns zu einer schnellen Rückfahrt. Die Eile war allerdings sinnlos. In und um Turmi hatte es kräftig geregnet und so war in einem der auf der Hinfahrt ausgetrockneten Flussbetten plötzlich ein Fluss. Es blieb uns nichts anderes übrig, als zu warten, bis der Wasserstand soweit gesunken war, dass die Autos den Fluss wieder durchqueren konnten.

Am nächsten Tag fuhren wir wieder in Richtung Norden, über Konso nach Arba Minch. Unser Hotel lag am Stadtrand und am Rand des Abhangs des ostafrikanischen Grabens mit bestem Blick auf die beiden Seen Chamo und Abaya. Am nächsten Morgen fuhren wir runter zum Chamo-See, wo wir zwei Boote bestiegen und eine kleine Rundfahrt auf dem See unternahmen. Dabei konnten wir verschiedene Vögel, wie Pelikane und Adler beobachten sowie Krokodile und Nilpferde.

Krokodil

Nachmittags fuhren wir westlich des Sees auf einen Bergrücken, um ein Dorf der Dorze zu besuchen. Die sind bekannt für den Anbau der sogenannten falschen Banane (Ensede). Die wird vom Hausbau über Brot aus dem Mark bis zur Weberei aus den Fasern umfassend verwertet. Das alles wurde uns vorgeführt und natürlich einiges zum Essen und Kaufen angeboten.

Ensete-Brot backen

Tags darauf fuhren wir von Arba Minch an den Lagano-See. Unterwegs besichtigten wir kurz am Wegesrand ein Gehöft der Alaba, die ihre Häuser schön bemalen. Abends genossen wir in einer sehr schönen Hotelanlage den Blick auf den See, einen Strandspaziergang oder ein Bad im salzigen Wasser. Aufgrund des hohen Salzgehalts ist das Baden in diesem See ungefährlich. Die meisten anderen Gewässer sind mit Bilharziose verseucht. Ich nahm aber erst am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang ganz allein mein Bad im See. Nach dem Frühstück fuhren wir nach Addis Abeba zurück. Unterwegs besichtigen wir noch die Stelen von Tiya. Das sind ein paar größere Grabsteine, in die Reliefs eingemeißelt sind und die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen.

In Addis aßen wir zu Abend in einem Restaurant mit Kulturprogramm. Einige Sänger und Tänzer beiderlei Geschlechts führten Lieder und Tänze verschiedener Stämme vor. Auf dem Buffet gab es viele typisch äthiopische Speisen.

Kulturprogramm

Nach dem Essen fuhren wir dann zum Flughafen, wo wir gegen Mitternacht den Heimflug antraten. Der Flieger war – ungewöhnlich für einen Wochentag – voll, da wir jede Menge Lufthansa-Streik-Opfer an Bord hatten. Nach ca. sechs Stunden Flugzeit erreichten wir wohlbehalten Frankfurt/M.

- Ende -