angesichts der frühen Abflugzeit in Frankfurt bin ich diesmal schon am Vorabend Richtung Flughafen gefahren und habe im Mercure-Hotel Neu-Isenburg übernachtet. Nach einer kurzen Nacht brachte mich ein Taxi zum Flughafen, da in Hessen die Busfahrer streikten.

Der Flug via Madrid nach Bogota verlief normal und wir kamen am frühen Abend an. Unsere Reiseleiterin Nancy nahm uns in Empfang und begrüßte uns mit der Information, dass wir aufgrund von Streiks und Randalen in einem anderen Stadtteil als vorgesehen übernachten würden. Der Stadtteil Usaquen ist einer der besseren und auch das Hotel war völlig OK. Nur die winzige Küche der Hotelbar war ein wenig überfordert damit, eine ganze Reisegruppe zu verköstigen. Raus aus dem Hotel in ein Restaurant durften wir nicht mehr, da an diesem Abend eine Ausgangssperre verhängt wurde. Wir verfolgten dann im Fernsehen in der Hotelbar die Live-Berichterstattung von den Brennpunkten in der Stadt, wobei das mit den "Brennpunkten" teilweise wörtlich zu nehmen war. Begonnen hatte das Ganze am Tag bevor wir ankamen, mit einem Generalstreik im Land. In den meisten Städten war danach Ruhe, nur in Bogota kam es zu Randalen und am Ankunftsabend auch zu Plünderungen. Danach wurde es auch in Bogota wieder friedlich, da neben der Polizei auch die "normalen" Demonstranten gegen die Randalierer vorgingen, um sich ihre berechtigten Proteste nicht davon zerstören zu lassen. Die Demonstrationen und die Besetzung einiger Plätze und Kreuzungen in der Stadt hielten aber weiter an, was leider unser Besuchsprogramm beeinflusste.

Am nächsten Morgen fuhren wir zum Berg Montserrate und dort mit der Standseilbahn hoch. Bogota liegt schon auf ca. 2600 Meter Höhe und der Berg bringt es auf 3100 Meter. Ohne Akklimatisierung waren die ersten Schritte aus der Bahn oben auf dem Berg mit einer gewissen Kurzatmigkeit verbunden. Dafür entschädigte uns die Pflanzen- und Tierwelt sowie der Ausblick von der Wallfahrtskirche auf dem Berggipfel auf die Stadt. Auf und um den Berg war schon alles weihnachtlich geschmückt. Die Deko und auch anderes waren aus recycelten Plastik-Flaschen u.ä. Material gebaut, was zeigt, dass man auch in Kolumbien mittlerweile auf Umweltschutz achtet.

Montserrate Montserrate

Nachdem wir mit der Bahn wieder herunter gefahren waren, liefen wir zu einem Haus in der Nähe, welches von Simon Bolivar bewohnt worden war und heute samt einem kleinen Park drum herum als Museum dient. Danach gingen wir weiter an den Rand der Altstadt. Weiter rein lies uns die Reiseleitung nicht, da der zentrale Platz der Altstadt auch von Demonstranten besetzt war. Das verhinderte auch den Besuch im berühmten Goldmuseum, das vorsichtshalber gleich für mehrere Tage geschlossen worden war. Nachmittags bin ich dann noch im Stadtviertel unseres Hotels herumgelaufen und habe Fotos von einem kleinen Weihnachtsmarkt und einigen Grafittis gemacht, für die Bogota und Kolumbien bekannt sind. Das gilt dort als Kunst, der man den nötigen Raum gibt, was zu vielen schönen Bildern statt nur Schmierereien führt.

Abends aßen wir - keine Ausgangssperre mehr - im "Crepes & Waffels", einer Restaurant-Kette, die ich nur empfehlen kann.

Bogota Altstadt Weihnachtsmarkt

Tags darauf verließen wir Bogota und fuhren Richtung Norden, nach Zipaquira. Das ist das Heimatdorf des Tour de France-Siegers von 2019 und beherbergt außerdem ein Salzbergwerk, das man besichtigen kann. In einer schon ausgebeuteten Ebene des Bergwerks wurde eine unterirdische "Salzkathedrale" samt Kreuzweg angelegt. Die Stationen des Kreuzwegs bestehen aus Kreuzen und Figuren, die aus dem Salz gemeißelt wurden. Am Ende steht dann die in einer großen Halle (mit Zwischenwänden) angelegte Kathedrale.

Tour de France Sieger Salzkathedrale

Nach diesem sehr interessanten Ausflug unter die Erde fuhren wir weiter nach Chiquinquira, wo wir einen Zwischenstopp einlegten, um die Kirche und den schönen alten Bahnhof der Stadt zu besichtigen.

Bahnhof

Danach fuhren wir weiter nach Villa de Leyva, einem der denkmalgeschützten Dörfer im Kolonialstil. Nach einem individuellen Bummel durchs Dorf am Nachmittag aßen wir abends am Hauptplatz in einem Restaurant mit guter Livemusik; einem Gitarrenspieler und Sänger mit sehr breitem Repertoire.

Villa de Leyva

Am nächsten Tag wanderten wir in und um Villa de Leyva. Zuerst besichtigten wir das sogenannte "Terrakotta-Haus", das sich ein Architekt ursprünglich als Wohnhaus erbaut hatte, bevor es ungeplant zu einer Touristenattraktion wurde.

Terrakottahaus

Danach liefen wir weiter zum archäologischen Institut - Montags geschlossen. Aber das gegenüberliegende kommunale Museum zeigte auch jede Menge Fossilien, die dort gefunden wurden und werden. Anschließend wanderten wir in einem großen Bogen zurück ins Dorf, wo ich den Nachmittag mit Schlendern, Schauen und Fotografieren verbrachte.

Villa de Leyva

Tags darauf fuhren wir nach Barichara und machten am späten Nachmittag noch eine kleine Wanderung bergab nach Guane. Barichara ist ein weiteres denkmalgeschütztes Dorf, was aber an einem Hang liegt. Daher macht man bei jedem Rundgang im Dorf jede Menge Höhenmeter.

Barichara Kirche in Guane

Am nächsten Vormittag wanderten wir übern Berg nach Villanueva (Neudorf). Den freien Nachmittag nutzte ich zu Dorfbesichtigung und ausgiebigem Fotografieren.

Vogel Kirche in Barichara

Am nächsten Morgen fuhren wir zum Chicamocha-Canyon. Dort fuhren wir mit einer Seilbahn durch den Canyon; runter und auf der anderen Seite wieder rauf. Danach wanderten wir im Canyon, d.h., am Hang entlang durch Obstplantagen und hohes Gras, welches unser Wanderführer mühsam mit der Machete bearbeitete, damit wir durchkamen.

Seilbahn Chicamocha Blick im Chicamocha-Canyon

Nach dieser schweißtreibenden Angelegenheit fuhren wir weiter nach Bucaramanga, einer Großstadt, wo wir nur übernachteten, um am nächsten Tag via Bogota nach Medellin zu fliegen. Dort lag unser Hotel mitten der Touristen- und Party-Meile der Stadt, dem Ortsteil Poblado. Das bedeutete (u.a.) sehr laute Musik bis weit nach Mitternacht. Aber das wussten wir ja vorher...

Am nächsten Tag besichtigten wir Medellin, mit Schwerpunkt auf dem ÖPNV. Zuerst fuhren wir zur "Kommune 13", einer Favela, wo man Rolltreppen gebaut hatte, um den Bewohnern einen bequemeren Zugang zu ermöglichen. Heute zieht das vor allem viele Touristen an. Weitere Rolltreppenprojekte sind aber nicht geplant, da dafür zu viele Häuser bzw. Hütten weichen mussten.

Medellin Kommune 13 Medellin Rolltreppe

Danach fuhren wir mit einer Seilbahn, auch Teil des ÖPNV, über weitere Stadtteile und zurück, um mit der Metro ins Stadtzentrum zu fahren, wo wir die "Plaza Botero" mit vielen großen Skulpturen besichtigten, die dieser Künstler seiner Heimatstadt geschenkt hat.

Medellin Seilbahn Medellin Plaza Botero

Abends, es war Wochenende, zogen wir dann einzeln oder in kleinen Gruppen nach einem Abendessen im "Crepes & Waffels" durch die Kneipenmeile.

Am nächsten Tag fuhren wir nach Valparaiso, einem kleinen Dorf in der Kaffeeregion südwestlich von Medellin. Nach einem Mittagessen am Dorfplatz fuhren zu einer Gemeinde von Eingeborenen, wie sich die Indianer lieber nennen lassen, wo wir an einer Art Zeremonie teilnahmen, die folkloristisch angelegt war, mit Musik, Tanz u.ä. Der zweite Teil der Zeremonie fand nach einer kurzen Wanderung auf einem nahegelegenen Berg statt, von dem man auch eine schöne Aussicht über das ganze Tal zwischen West- und Zentralkordillere hatte.

Aussicht bei Valparaiso

Danach fuhren wir weiter nach Tamesis, was auf spanisch "Themse" heißt, weil sich einer der Gründer des Dorfes vom Nebel an den Berghängen an London erinnert fühlte. Am nächsten Tag fuhren wir wieder zurück nach Valparaiso, von wo aus wir zu einer Kaffee-Hazienda wanderten. Auf der verbrachten wir den Tag damit, uns den Anbau und die Verarbeitung von Kaffee und Kardamom zeigen zu lassen. Zufällig war der Besitzer der Hazienda, ein ehemaliger Universitätsprofessor und Politiker, da und ließ es sich nicht nehmen, uns alles an und im Haus gelegene selbst zu erklären. Die Führung durch die an steilen Hängen gelegenen Plantagen überließ er aber seinem Verwalter. Kardamom ist nicht sonderlich üblich in Kolumbien, aber die Kaffee-Bauern suchen immer nach einem zweiten Standbein, um die Schwankungen des Kaffeepreises auf dem Weltmarkt auszugleichen. Und Kaffee mit Kardamom ist eine leckere Kombination.

Kaffee-Hazienda Kaffee-Plantage

Beim Abendessen auf der Hazienda kam ein Gewitter auf, was wir aber auf der Veranda gut aussitzen konnten. Trotz vieler dunkler Wolken in der ersten Woche, was das (fast) der einzige Regen auf unserer ganzen Reise. Den nächsten Tag verbrachten wir mit einer Wanderung über den Hausberg von Tamesis zu einem Aussichtspunkt steil über dem Ort.

Aussichtsberg

Nach dem ebenso schweißtreibenden Abstieg aßen wir in einer Forellenzuchtanlage zu Mittag. Was, ist ja wohl klar. So frisch bekommt man Fisch selten auf dem Tisch. Am nächsten Vormittag machten wir einen Dorfrundgang mit Rathaus, Poliklinik, Kindergarten und dem örtlichen Radio- und Fernsehsender. Unser örtlicher Führer war (berechtigt) sehr stolz auf die medizinischen, sozialen und sonstigen Errungenschaften des Ortes. Wir bekamen so einen Einblick in die Kommunalpolitik, langfristig erfolgreiche Gesundheitsinitiativen eines engagierten Arztes und den Kampf des Ortes gegen Bergbauunternehmen, die in der Landschaft große Tagebaue aufmachen wollen. Tourismus kann gegen Letzteres helfen.

Radiostudio

Danach besichtigten wir Felszeichnungen, sogenannte Petroglyphen, die vor allem prähistorische aber auch zeitgenössische Künstler in die Felsen am und um den Ort geritzt hatten.

Felsritzung

Danach war es Zeit, wieder zurück nach Medellin zu fahren. Von dort flogen wir am nächsten Morgen nach Cartagena, dem Touristenzentrum an der Karibik-Küste. Dort besichtigten wir Teile der Stadt. Zuerst ein auf einem Berg gelegenes Kloster mit guter Sicht über die Stadt, anschließend die alte Hafenfestung und danach zu Fuß die Altstadt.

Hafenfestung Cartagena Cartagena Haus

Abends aßen wir in einem Restaurant auf der Stadtmauer. Am nächsten Tag machte ich mit einigen anderen eine kleine Strandwanderung am schicken In-Viertel Bocagrande entlang, während wieder andere aus unserer Reisegruppe mit Booten auf die vorgelagerten Inseln zu einem Strand- und Badetag fuhren. Den Nachmittag und nächsten Vormittag nutze ich zu (schweißtreibenden) Stadtbummeln, wo ich ausgiebig und in Ruhe fotografieren und Stadt und Leute beobachten konnte.

Bocagrande Cartagena AltstadtCartagena Stadtmauerrestaurant

Danach gings zum Flughafen, wo gerade ein heftiges Tropengewitter niederging. Die einstündige Flugverspätung nach Bogota ging aber nicht aufs Konto des Gewitters sondern auf Technikausfälle der Fluggesellschaft. Das daraus resultierende Chaos im landesweiten Flugplan der Linie versuchten die Mitarbeiter auf dem Flughafen so gut es ging zu managen. Da wurden Passagiere und Gepäck höchst flexibel in Flieger geschoben, die in die gewünschte Richtung flogen, und in denen noch Platz war. Das war eine bewundernswerte Leistung, da ich bei Flugproblemen in Lateinamerika auch schon ganz anderes "Engagement" erlebt habe. In Bogota war noch genug Zeit, um in den Iberia-Flieger nach Madrid zu springen, der mich wieder sicher nach Hause brachte.

- Ende -