Am Morgen des zweiten November fuhr ich zu einer relativ zivilen Zeit von Zwönitz nach Frankfurt (Main) zum Flughafen. Auf dem neuen Holiday Parkplatz hinter dem Flughafen war noch Platz. Es dauerte jedoch fast eine Stunde, ehe der Bus kam und ich am Terminal 1 stand. Von Frankfurt flog ich mit Sri Lankan Airlines zuerst nach Colombo/Sri Lanka. In dem Flugzeug war eine größere Gruppe Polen. Eine davon saß neben mir und versuchte, mir die ganze Zeit ein Gespräch in ihrer Muttersprache aufzudrängeln. Auch die Tatsache, dass ich kein Wort polnisch spreche, brachte sie nicht davon ab ... In Colombo stiegen wir dann (ohne die Polen) in einen Flieger nach Chennai (früher Madras) um. Dort kamen wir am 3.11. morgens an. Nach einer Stunde Wartezeit bei der Einreisekontrolle stiegen wir gleich in unseren Bus und begaben uns auf Stadtrundfahrt. Dabei mussten wir uns zuerst an die Temperaturen von über dreißig Grad gewöhnen. Schließlich kamen wir aus dem mitteleuropäischen November. Dass der Bus keine Klimaanlage hatte, war dabei am Anfang ein Grund für permanente Schweißausbrüche, erwies sich aber auf dem Rest der Reise als eine gesunde Lösung, bei der auch der übliche Streit, ob und wie stark die Klimaanlage einzuschalten ist, vermieden wurde. Zuerst besichtigten wir einen typischen hinduistischen Tempel - Kapleshwar. Der beeindruckte durch die Unmengen bunt bemalter Statuen von Göttern und ihren Reittieren.

Götterstatue Tempel Kapleshwar

Nachdem wir den Tempel und das laute Treiben darin ausgiebig besichtigt hatten, fuhren wir weiter zu einer großen christlichen Kirche, der St. Thomas Basilika.

St. Thomas Basilika

Hier ging es deutlich ruhiger zu. Es war interessant, die indische Einfärbung der christlichen Darstellungen zu sehen; Jesus auf einer Lotus Blüte, Maria im Sari. Der Apostel Thomas kam der Überlieferung nach im ersten Jahrhundert A.D. nach Indien. Er ließ sich dort bei schon länger existierenden jüdischen Gemeinden nieder und brachte das Christentum, welches nach wie vor im Süden Indiens, insbesondere an der Malabarküste (Kerala) verbreitet ist. Anschließend schauten wir uns den kolonialen Bahnhof von Chennai an, bevor wir uns in ein einfaches einheimisches Lokal begaben, um zu Mittag zu essen. Das dort servierte Thali war unsere erste Übung in typisch indischer Küche und bedurfte einer Anleitung, wie damit umzugehen ist. Zuerst werden die kleinen Schälchen mit den verschiedenen Zutaten aus dem Tablett geräumt, um den indischen Wegwerfteller - ein passend zugeschnittenes Bananenblatt - freizulegen. Dann wird ein Haufen Reis auf das Bananenblatt befördert und anschließend mit einer oder mehreren Zutaten (verschiedene Curries, Joghurt, Linsen, ...) vermengt und mit den Fingern der rechten Hand gegessen. Als Tourist darf man aber auch den Löffel nehmen :) Gut gesättigt und kulinarisch weitergebildet bestiegen wir den Bus und fuhren nach Mahabalipuram in unser erstes Hotel. Das lag sehr schön im Grünen unweit der Küste südlich von Chennai. Dort erklärte unser Reiseleiter uns noch auf einer Karte Südindiens unsere Reiseroute. Dann gings endlich zum Abendessen. Anschließend fielen wir in die Betten nach diesem langen anstrengenden Tag. Nachdem wir ausgeschlafen hatten, war Sightseeing in Mamallapuram angesagt. Zuerst fuhren wir an die Küste zum sogenannten Meerestempel. Dort hatte der Tsunami 2004 einiges verwüstet, aber auch Bauten freigelegt, die bisher nicht bekannt waren. Danach begaben wir uns zu den "Fünf Rathas".

einer der fünf Rathas

Das sind fünf Tempel, die aus jeweils einem großen Felsblock herausgehauen worden waren. Hier waren verschiedene Baustile zu sehen. Neben buddhistischen und hinduistischen Motiven, war auch ein kleiner Tempel zu sehen, der römischen Stils sein sollte. Die antiken Römer und Griechen unterhielten auch schon Handelsniederlassungen in Indien. Von den Fünf Rathas liefen wir zum historischen Leuchtturm, den wir auch bestiegen. Von dort wanderten wir weiter zu anderen Tempeln. Dabei kamen wir an einem Wahrsager vorbei, der einen Papagei als Helfer abgerichtet hatte. Der musste aus einem Stapel mit Karten die "richtige" für den jeweiligen Kunden ziehen. Nach diesem lustigen Erlebnis gingen wir weiter zu einer interessanten Felsformation namens "Krishnas Spielzeugkugel".

Krishnas Spielzeugkugel

Diese Kugel ist auch bei den einheimischen Touristen sehr beliebt, wie man sieht. Von der Spielzeugkugel gingen wir weiter zum Felsrelief von Arjuna.

Felsrelief Arjuna

Das Relief war Jahrhunderte lang größtenteils unter Sand begraben und ist deshalb gut erhalten. Nach all der Kultur brauchten wir dringend eine kleine Stärkung. Die besorgten uns unsere Reiseleiter an verschiedenen kleineren Läden und Verkaufsständen.

Obsthändlerin

Neben Obst gab es indisches Fladenbrot, Samosas, Linsen usw. Das ist dort alles spottbillig zu haben. Anschließend bestiegen wir wieder unseren Bus und fuhren zur nächsten Station unserer Reise, nach Pondicherry. Dort fuhren wir abends an die Strandpromenade, wo wir unter einem Denkmal Gandhis dessen Lebensgeschichte hörten. Danach aßen wir in einem Dachgartenrestaurant zu Abend. Danach fuhren wir mit motorisierten Rikschas (in Thailand Tuk-Tuk genannt) zurück zum Hotel. Am nächsten Morgen fuhren wir zu einem kleinen Fischerdorf nahe Pondicherry. Während eines Rundgangs durchs Dorf besuchten wir eine Schule.

in der Schule

Hier wurden von beiden Seiten diverse Fragen gestellt und beantwortet. Die Kinder sehen hier nur selten Touristen und waren entsprechend neugierig. Danach wanderten wir am Strand entlang, wo wir Fischer bei verschiedenen Arbeiten beobachten konnten.

Abtransport des Fangs

Neben Vögeln und (gefangenen) Fischen konnten wir noch diverse andere "Strandbewohner" beobachten.

Fisch auf dem Trockenen

Am Ende des Spaziergangs gingen einige noch schwimmen, während es andere (wie ich) vorzogen, unter einem Palmblattdach die größte Mittagshitze abzuwarten. Danach fuhren wir mit einem Boot über eine Lagune zurück, in der fleißig gefischt wurde.

Angler

Nach einer Siesta im Hotel hörten wir uns die Lebensgeschichte eines Gurus namens Sri Aurobindo und seiner Gefährten an. Das war die Vorbereitung für die Besichtigung des von diesem Guru gegründeten Ashrams in der Stadt. Auf dem Weg dorthin besuchten wir noch eine Papierfabrik, die zum Ashram gehörte. Die wurde schon seit über einem Jahr bestreikt. Aber das schien dort normal zu sein und störte auch nicht wirklich, da immer noch genug Papierprodukte zum Verkauf auf Lager vorhanden waren. Die Besichtigung des Ashrams war wenig spektakulär. Drinnen durfte nicht gesprochen und fotografiert werden. Anschließend machten wir einen Rundgang über die Haupteinkaufsstraße und ein Marktareal. Die Ansichten und Gerüche dort drin sind immer beeindruckend; insbesondere für Leute, die so was noch nie gesehen haben.

Fischhändlerin

Nach mitteleuropäischen Hygienestandards braucht man gar nicht erst zu suchen. Danach wurden wir auf der Haupteinkaufstraße ausgesetzt. Treffpunkt fürs Abendessen war die Strandpromenade mit dem Gandhidenkmal. Bis auf eine Nachzüglerin hatten sich auch alle zur ausgemachten Zeit dort eingefunden. Auf der Rikscha-Fahrt nach dem Abendessen zurück zum Hotel konnten wir hautnah den indischen Straßenverkehr erleben. Wie in vielen südlichen Ländern wird dort nach Gehör gefahren (wo es hupt, ist einer, bitte nicht rammen). Da aber die meisten sehr konzentriert, mit mäßiger Geschwindigkeit und rücksichtsvoll fahren, passieren trotzdem nicht viele Unfälle. Auf der ganzen Reise habe ich einen Blechschaden und einen (schwer) gestürzten Motorradfahrer gesehen. Am nächsten Tag fuhren wir Richtung Thanjavur. Auf der Fahrt hörten wir uns verschiedene Shivalegenden an, weil Shivatempel das "Thema des Tages" waren. Der erste größere Stopp war dann auch dem Tempel des Tanzenden Shiva in Chidambaram gewidmet.

Shiva-Tempel in Chidambaram

In der sengenden Mittagssonne sollte man möglichst nicht mit den bloßen Füßen auf die dunklen Steine treten. Da besteht Verbrennungsgefahr. Und ausziehen muss man die Schuhe vor jedem Tempel. Der "Schuh-Walla" passt derweil für ein kleines Entgelt darauf auf. Nachmittags besuchten wir auch noch den Shivatempel in Vaitheswarankoil. Dort war es üblich, Salz und Pfeffer zu opfern, um sich zu "verjüngen". Nach einer Übernachtung im Hotel Oriental Tower in Thanjavur besuchten wir vormittags den Brihadeshwara-Tempel (natürlich hauptsächlich Shiva geweiht).

Figuren im Torturm Brihadeshwara

Hier waren viele der Tortürme frisch gestrichen worden. An diesem Tag sollte hier eine Feier zum xxxten Jahrestag der Krönung eines bedeutenden alten Königs stattfinden. Dafür wurden ein großes Festzelt, Tische und Bänke aufgebaut sowie eine gigantische Musikanlage, die offenbar die ganze Zeit unter Volllast getestet werden musste ...

Mittagspause

Nach einer Führung durch die wichtigsten Hallen und Tempel erkundeten wir noch eine Weile allein das Gelände. Danach besichtigten wir den Nayak-Palast aus dem 16. Jahrhundert mit vielen Bronzestatuen.

Bronzestatuen

Die Handwerker der Region sind seit Jahrtausenden berühmt für ihre Kunst des Bronzegießens. Anschließend stürzten wir uns wieder in den indischen Verkehr und fuhren Richtung Rameshwaram.

Verkehrsmittel

Unterwegs hielten wir an einer Stelle am Straßenrand, wo frisch geerntete Cashew-Nüsse geröstet und verkaufsfertig gemacht wurden. So frisch schmecken sie am besten! Bei der Überquerung von Flüssen sahen wir immer wieder Dhotis - Wäscher - bei der Arbeit.

Wäscher

Die Wäsche wird eingeweicht und so lange auf flache Steine geschlagen, bis sie freiwillig sauber wird. Unterwegs machten wir Picknick unter einem großen Banyanbaum, in dem eine Affenhorde wohnte, die versuchte, an unserem Essen teilzunehmen, wenn man nicht aufpasste. Angekommen in der Pilgerstadt Rameshwaram bezogen wir das Hotel Royal Park; ein ziemlich neues Pilger-Hotel. Das war sozusagen das beste Haus in der Stadt und verglichen mit den "normalen" Pilgerherbergen purer Luxus. Am nächsten Morgen fuhren wir mit Rikschas zu einer Strandwanderung an die Küste. Bei sehr gutem Wetter kann man von dort Sri Lanka sehen, da das der Punkt ist, wo sich die beiden Länder am nächsten kommen. Aber es war bei uns dunstig wie immer. Trotzdem brannte die Sonne so nahe am Äquator heftig. Am Strand lebten in aus Palmblättern geflochtenen Hütten tamilische Flüchtlinge aus Sri Lanka, die von der LTTE vertrieben worden waren, weil sie beim "Befreiungskampf" nicht mitmachen wollten.

Flüchtlingskinder

Für die Kinder waren wir wieder ein Ereignis, da sie nicht oft weiße Touristen zu sehen bekommen. Daneben gingen die Fischer ihrer Arbeit nach.

Fischerboote am Strand

Mit den Booten brachten sie ihre Netze vor dem Strand aus. Die wurden dann mit vereinten Kräften aus dem Wasser auf den Strand gezogen.

Fische im Netz

Gelegentlich verfangen sich auch Tiere in den Netzen, die da nicht hingehören, wie diese Karettschildkröte:

Schildkröte

Auf unser Drängen hin, wurde die aus dem Netz geschnitten und ins Meer zurück gelassen. Ausgebleichte Schildkrötenknochen am Strand deuteten jedoch darauf hin, dass man diesen Beifang normalerweise einfach gedankenlos verenden lässt, obwohl die Tiere auch in Indien unter Naturschutz stehen. An einer etwas abgelegeneren Stelle gingen wir dann baden. Bei 28 Grad Wassertemperatur hätte man ewig drin bleiben können, aber irgendwie brannte da immer wieder was auf der Haut ... Offenbar gab es hier Quallen der nesseligen Art. Nach dem Bad gingen wir zum nächsten Dorf und aßen frisch gebratenen Fisch mit Reis und verschiedenen Curries vom Bananenblatt in einer Spelunke am Strand. Nach einer Siesta im Hotel besichtigten wir nachmittags den Tempel Ramanathaswami. Der war interessanterweise Shiva und Vishnu (als Hauptgöttern) geweiht. Daneben werden dort die Hauptdarsteller des Ramayana verehrt: Rama, Sita, Hanuman... Das liegt nahe, da der Sage nach von diesem Ort aus Hanuman die Brücke zur "Insel der bösen Geister" - Sri Lanka - errichtete. In diesem Tempel befinden sich 22 Brunnen, deren Wassern auch eine heilige Wirkung zugeschrieben wird.

heiliges Duschen

Es heißt, wenn man sich mit Wasser aus allen diesen Brunnen übergießt, kann man einige zehntausend Umdrehungen auf dem Rad des Lebens, d.h. Wiedergeburten sparen, bevor man ins Nirvana eingeht. Und so wird fleißig gekübelt. Bei Temperaturen jenseits der dreißig Grad ist das allerdings auch eine gute Erfrischung. Am nächsten Tag verließen wir diese Pilgerhochburg und fuhren über die große Brücke zurück aufs Festland.

Brücke mit Fischerdorf

Wir fuhren dann mit Zwischenstopps weiter nach Madurai, einer großen Stadt, zentral im Süden Tamil Nadus gelegen. Nachmittags besuchten wir dort zuerst einen weiteren Palast der Nayak-Dynastie.

mythisches Säulentier

Der war z.T. schon sehr schön renoviert. In anderen Teilen wurde noch gearbeitet. Danach besuchten wir den letzten Tempel auf dieser Reise, den Sri Meenakshi-Tempel. Der war sehr groß und düster. An den Türen zu den inneren Heiligtümern drängten sich die Hindus. Andersgläubige haben zu diesen Teilen der Tempel keinen Zutritt. Der Tempelelefant sieht das nicht so eng und erteilt auch Touristen seinen "Rüssel-Segen".

Rüssel-Segen

Danach gingen wir bei einbrechender Dämmerung auf das Dach eines der um den Tempel liegenden Gebäude. Von den Aussichtsplattformen dieser Häuser hat man einen guten Blick über das riesige Tempelgelände. Die zwecks Renovierung eingerüsteten und mit Palmmatten verkleideten Tortürme sahen in der Dämmerung geradezu gespenstisch aus und erinnerten mich an Szenen aus düsteren japanischen Mangas. In diesen Häusern, die den Zugang zum Dach gewähren müssen, haben sich praktischerweise Händler angesiedelt. Darunter jede Menge geschäftstüchtige Kaschmiris. Am nächsten Morgen veranstalteten wir eine Info-Runde zum Thema Gewürze. Denn das war das Thema für den zweiten Teil der Reise. Danach fuhren wir nach Westen, Richtung Dekkan. Unterwegs sahen wir Reisfelder und dazwischen die Hütten der Bauern; z.T. mit Altären der wichtigsten Götter daneben.

Hausaltar vor Reisfeld

Als am Straßenrand eine Reihe von Ziegeleien auftauchten, hielten wir an, um eine näher zu besichtigen.

Ziegelherstellung

Das Formen der Ziegel in der prallen Sonne wird von billigen Hilfskräften erledigt; Frauen oder Nepalis. Die Berge des Dekkan-Hochlandes steigen sehr steil und abrupt aus der Ebene auf. Nachdem unser Bus sich den Anstieg hoch gequält hatte, streiften wir am Nachmittag durch den ersten Ort im Bundesstaat Kerala, Kumuli. Abends besuchten wir dort eine Vorführung traditioneller Tänze - Kathakali. Das Ganze war eine Schauvorführung für Touristen, die bewusst informativ angelegt war. Zuerst konnten wir den Tänzern beim Schminken und Kostümieren zusehen.

schminken

Danach wurden einzelne Elemente dieser hoch komplizierten Tanztradition erklärt. Da hat jeder Blick, jede Stellung der Mundwinkel, der Finger usw. eine Bedeutung und ist genau vorgeschrieben. Die Tänzer müssen sechs Jahre trainieren, bevor sie auf die Öffentlichkeit losgelassen werden. Die Frauenrollen werden übrigens auch von Männern gespielt. Anschließend erfolgte noch eine kleine Tanzvorführung; die praktische Anwendung von alldem, was uns da erklärt wurde.

Kathakali-Tanz

Normalerweise läuft eine solche Tanzvorführung die ganze Nacht. Man ließ aber mit uns Gnade walten und zeigte eine Kurzversion von einer Viertelstunde. Nach der Kultur am Abend gings am nächsten Morgen in die Natur, zum Periyar-Stausee.

Periyar-Stausee

Dort drehten wir mit Ausflugsbooten eine Runde über den See und in verschiedene Seitenarme. Da waren u.a. Kormorane, Eisvögel und Störche zu sehen. Im Unterholz lagerten Sambhar-Hirsche, während die Wildschweine ganz offen am Ufer fraßen.

Wildschweine

Nach der Rundfahrt machten wir Mittagspause in einer kleinen Cafeteria nahe der Anlegestelle. Dabei musste man wie ein Schießhund auf seine Sachen und vor allem aufs Essen aufpassen, da eine Horde Affen alles klaute, was nicht niet- und nagelfest war. Danach wollten wir eine kleine Runde durch den Wald am Stausee wandern. Zur Vorbereitung mussten wir aber erst Anti-Blutegel-Socken in die Stiefel ziehen.

Anti-Blutegel-Socken

Davon waren zwar im Moment keine größeren Mengen unterwegs, aber ein paar habe ich auch von den Socken geschnipst, bevor sie mich aussaugen konnten. Von den Waldbewohnern waren naturgemäß hauptsächlich die zu sehen, die sich an lichten Stellen aufhielten, wie Schmetterlinge und Affen, oder feste "Bauwerke" errichtet hatten, wie Spinnen und Hornissen.

Spinne

Wir gingen in kleineren Gruppen mit jeweils einem Ranger durch den Wald und konnten so noch einige Tiere hören bzw. in den Büschen verschwinden sehen, wie größere Vögel und Hirsche. An einem Bachlauf hatte ein Tiger seine Fährte hinterlassen.

Tigerfährte

Nach der Wanderung setzten wir mit einem Bambusfloß über zur Anlegestelle, von wo wir zurück nach Kumuli liefen. Das war nicht allzu weit. Am nächsten Morgen begannen die Trekkingtage. Das lief immer so ab, dass wir mit dem Bus ein Stück aus dem jeweiligen Ort rausfuhren, dann ein paar Stunden wanderten, um anschließend wieder mit dem Bus zum nächsten Übernachtungsort zu fahren. Auf diese Art kamen wir in Ecken, die sonst kein Tourist betritt.

Bauernhaus

An den Häusern der Landbesitzer sah man deutlich, dass mit den in dieser Gegend (den Kardamom-Bergen) angebauten Gewürzen gutes Geld zu verdienen ist. Der Teeanbau lohnte sich in diesen Höhenlagen noch nicht so richtig, sodass die folgende Teefabrik stillgelegt war.

Teefabrik

In den Gärten der Häuser wurden neben Blumen und Gemüse verschiedene Gewürze angebaut. Insbesondere der Pfeffer wucherte als Ranke wie Unkraut um die Bäume und Büsche.

Pfeffer

Bei jeder Schule, an der wir vorbei kamen, gab es immer ein lautes Hallo, sobald uns die Kinder entdeckt hatten.

Schulkinder

Mittagspause machten wir an einem aus Bambus erbauten Aussichtsturm, der am Rand des Hochlands stand, wo man nach Tamil Nadu runterschauen konnte. Theoretisch jedenfalls. Von der Bergkante aus sah man nur Nebel oder Wolken, die über dem Flachland lagen. Am Ende des Tages kamen wir auf einer touristisch ausgerichteten Teeplantage an - Carmelia Heaven. Dort bezogen wir hübsche Bungalows, bevor wir uns vor Einbruch der Dunkelheit noch durch die Plantage führen ließen.

Carmelia Heaven

Dort wurden an einer Art kleinem Lehrpfad verschiedene Nutzpflanzen gezeigt wie Kakao, Myrrhe, Kaffee, Kardamom, Pfeffer, Tee usw. Abends gabs dann noch eine Art Animationsprogramm am Lagerfeuer. Da wurden die, die sich zu nah rangewagt hatten, von einer energischen Hotelangestellten zu diversen Spielen genötigt. Am nächsten Morgen fuhren wir wieder ein Stück bis zum Ausgangspunkt der Wanderung. Dann liefen wir wieder auf kleineren Straßen und Wegen durch die Felder, Plantagen und Dörfer.

Dorfplatz

Auf dem Dorfplatz standen immer Fahnenmasten mit der Nationalflagge sowie den Flaggen der regierenden/wichtigsten Parteien. Wie man im Bild oben sieht, sind das hier in Kerala oft die Kommunisten verschiedener Geschmacksrichtungen. Das erhöht nicht gerade die Investitionsbereitschaft großer Firmen, sorgt aber für sehr gute Bildung und wenig krasse Armut. Und durch die guten Einkommen der Gewürzbauern und die Gelder, die die auswärts lebenden gut ausgebildeten Fachkräfte nach Hause schicken, steht Kerala trotzdem gut da. Unterwegs kamen wir an einem Fluss vorbei, wo eine Frau gerade die Wäsche und die Kinder wusch.

große Wäsche

Nicht weit davon entfernt saßen Erntehelferinnen in einer Kardamom-Plantage und machten Mittagspause. Das taten wir etwas später auch. Später kamen wir an einem Schulkomplex vorbei, wo uns schon von Weitem eine gezeichnete "Bedienungsanleitung" an einem Seitengebäude auffiel:

Bedienungsanleitung

Die Schüler hatten gerade Unterricht und wir daher diesmal etwas Ruhe. Die nicht in der Schule befindlichen kleineren Kinder in den Dörfern schauten aber neugierig nach diesen seltsam gewandeten weißen Gestalten.

neugierige Kinder

Als wir am Ende der Wanderung am Bus ankamen, trübte sich das Wetter ein und es fielen ein paar Regentropfen. Das machte aber nichts, da wir noch ein Stück nach Nedumkandam zu fahren hatten, wo diesmal ein etwas einfacheres einheimisches Hotel auf uns wartete. Dementsprechend anders war der Standard, wobei ich noch ein Zimmer erwischte, welches relativ sauber und in Ordnung war. Am späteren Nachmittag bummelten wir individuell durch den Ort. Ich nutzte die Gelegenheit, um mir für 100 Rupien (1,80 Euronen) eine billige digitale Ersatzuhr zu besorgen, da bei meiner die laut Hersteller zehn Jahre haltende Batterie schon nach vier Jahren den Geist aufgegeben hatte. In der nächsten größeren Stadt setzte mir dann ein Uhrmacher für wenig Geld eine neue Batterie ein und ich gab die Ersatzuhr an den nächsten Bedürftigen weiter. Abends hatten wir noch ein interessantes Gespräch mit einem indischen Dienstreisenden, der im selben Hotel abgestiegen war. Tags darauf fuhren wir zuerst mit dem Bus ein Stück weiter, bevor wir auf Jeeps umstiegen, um uns einen langen, steilen und unwegsamen Anstieg hochfahren zu lassen. Dieses Mal hatten wir auch landschaftlich endlich den Eindruck, dass wir uns in den Bergen befinden.

bergige Landschaft

Die Wege waren auch etwas anspruchsvoller. Allerdings begegnete uns auf einem schmalen Pfad auf einer Bergflanke ein einheimischer Jeep, den wir dort nicht vermutet hätten. Menschen trafen wir hier weniger, aber die Tiere am Wegesrand waren auch interessant.

geschmückte Kuh

Die Kühe trugen immer so eine Muschel an der Schnur um ihren Kopf. Nach der Wanderung fuhren wir weiter und machten einen Zwischenstopp zum Kaffee-Trinken im nächsten größeren Ort an der Strecke.

bunter LKW

Da gab es für Fernfahrer und Reisende genügend Möglichkeiten, etwas zu sich zu nehmen. Anschließend fuhren wir durch immer mehr Teeplantagen Richtung Munnar.

Teepflücker

Die enge Passstraße führte jetzt über die höchsten Bergzüge Südindiens und bot sehr gute Aussichten; zumindest unter den Wolken. Munnar ist sozusagen die "Hauptstadt" des Teeanbaus in Kerala und so hoch gelegen, dass man in den Nachtstunden eine Jacke vertragen konnte. Als gelernter Mitteleuropäer kann man es in so einem Klima gut aushalten. Das Hotel war auch sehr komfortabel; nicht nur im Vergleich mit dem einfachen einheimischen Hotel vom Vortag.

Hotel East End

Am nächsten Tag unternahmen wir eine Wanderung durch die Teeplantagen um die Stadt.

Landschaft um Munnar

Die gehören zum Tata-Konzern; bei uns besser bekannt durch seine Autos. Allerdings sind hier alle Mitarbeiter an der Plantage beteiligt. Das ist ein für indische Verhältnisse eher ungewöhnliches Vorgehen, brachte die Plantage aber zurück in die Gewinnzone.

Opferzeremonie

Am Eingang zur Plantage wurde gerade ein Huhn geköpft, das offensichtlich den Göttern geopfert werden sollte. Das kopflose Tier flatterte noch kräftig durch die Gegend und - Murphy lässt grüßen - den steilen Hang runter. Für das Betreten der Plantagen braucht man eine Genehmigung, da sich offenbar frühere Besucher - insbesondere einheimische Picknicker - nicht besonders sauber und plantagenschonend benommen haben. Wir wurden auch prompt vom Verwalter der Plantage angehalten, kontrolliert und über gesittetes Benehmen in der Plantage belehrt; ein sehr wichtiger Mann. In den Plantagen liegen Wohnsiedlungen für die Plantagenarbeiter und ihre Familien. Die haben dort Schulen, Gesundheitsversorgung und was man sonst zum Leben braucht. Nach einem langen steilen Aufstieg auf der anderen Talseite machten wir an einem Imbissstand Mittagspause.

Imbissbude

Die frittierten Teile in den Schüsseln waren frisch und sehr lecker. Und preiswert sowieso. Am Nachmittag besuchten wir noch das örtliche Tee-Museum (fotografieren verboten), wo man sich die Herstellung anschauen konnte. In einem kleinen Saal wurde ein interessanter Film über die Geschichte des Teeanbaus in der Gegend gezeigt. Tags darauf fuhren wir von Munnar nach Cochin an der Malabarküste. In den Bergen gabs unterwegs große Wasserfälle zu sehen. In einem Ort weiter unten kam uns plötzlich eine lange Schlange Menschen entgegen.

Prozession

Es handelte sich dabei um eine religiöse Prozession der syrisch-orthodoxen Kirche. Wir schauten uns das alles ausgiebig an. Einige Kilometer weiter besichtigten wir eine Gummiplantage.

Gummibaum

Hier konnten wir uns die Schritte der Herstellung von Naturkautschuk ansehen; vom Zapfen des Saftes am Baum bis zu den gewalzten Gummimatten, die auf der Leine zum Trocknen hingen. In Cochin, genauer gesagt Ernakulam, kamen wir am Nachmittag an. Nach dem Einchecken im Hotel fuhren wir an die Uferpromenade. Es war Sonntag Nachmittag und jede Menge Menschen unterwegs. Am nächsten Morgen fuhren wir auf die Insel Mattancherry, in die Altstadt von Cochin. Dort besichtigten wir die erste von Europäern erbaute Kirche Indiens mit dem Grabstein von Vasco da Gama.

Grabstein

Anschließend gingen wir an die Nordspitze der Insel, wo die berühmten Chinesischen Fischernetze sind.

Chinesisches Fischernetz

Das Absenken und Hochholen dieser Netzkonstruktionen konnten wir uns aus der Nähe ansehen, sofern man es schaffte, den Andenkenverkäufern zu entgehen. Den Fang konnte man auf den direkt daneben gelegenen Fischmarkt kaufen. Danach besichtigten wir noch die jüdische Synagoge, den "Dutch Palace" mit seinen wunderbaren Wandmalereien, die u.a. das Ramayana darstellten, und das jüdische Viertel, das eigentlich eine einzige Touristenfalle ist. Allerdings war das eine gute Gelegenheit noch die letzten Mitbringsel zu erwerben. Wir setzten dann individuell nach Lust und Laune mit der Fähre (ca. eine halbe Stunde Fahrt für sechs Cent) aufs Festland über. Dabei ergaben sich noch schöne Ausblicke auf die Stadt und andere Inseln.

schönes Hotel

Am nächsten Tag fuhren wir Richtung Süden nach Allepey, dem Ausgangspunkt für die Bootstour durch die Kerala Backwaters. Die Backwaters sind ein System von Lagunen und Flüssen, die mit Kanälen verbunden sind. Dort hat sich in den letzten Jahren ein reger Tourismus mit Hausbooten entwickelt.

Hausboot

Mit solchen Booten fuhren wir den ganzen Tag durch die Kanäle und Seen. Neben vielen Einheimischen auf Booten und am Ufer waren auch viele Vögel zu sehen.

kleines Segelboot

Nachts ankerten wir an einer etwas abgelegenen Stelle am Ufer eines Kanals. Am nächsten Morgen fuhren wir dann wieder zurück. Dabei konnten wir beobachten, wie Entenherden auf den Kanälen entlang getrieben wurden und die Einheimischen mit kleinen Einbäumen und geflochtenen Rundbooten zur Arbeit fuhren, wobei sie sich gern ein Stück von den motorisierten Hausbooten ziehen ließen.

Rundboot

Nach dem Ende der Bootstour fuhren wir nach Kovalam. Dort verbrachten wir noch eine halben Tag in einem Strandhotel bzw. im Indischen Ozean oder bummelten durch den kleinen Ort. Früh am nächsten Morgen wurden wir zum Flughafen nach Trivandrum gebracht, von wo wir nach Colombo auf Sri Lanka flogen. Dort kamen wir am Vormittag an. Unser Flug nach Deutschland startete jedoch erst nach Mitternacht. Allerdings hatte die Fluggesellschaft vorgesorgt und brachte uns für einen halben Tag in ein nahegelegenes Strandhotel in Negombo. Abends fuhren wir dann zum Flughafen und traten unsere Heimreise ins kühle Deutschland an.

- Ende -